Hallo,
Max hat mich per PN nach ein paar Fototipps gefragt und das machen wir dann hier im Thread, damit der eine oder andere auch noch etwas davon hat.
(@Mod: Oder sollten wir das hier abkoppeln?)
Grundsätzlich lohnt es sich immer mit der Technik vertraut zu machen, damit man auch weiß, was die diversen Einstellungen bedeuten und was für Auswirkungen sie haben. Ein reines nachmachen mit übernommenen Einstellungen wird nicht zum Erfolg führen, da jede Situation anders ist. Es sind andere Lichtverhältnisse, andere Abstände zum Bildaufnahmesensor oder einfach ein anderes Kamerasystem, dass sich ganz anders verhält. Hat man die Grundlagen verstanden kann man gegensteuern.
Ich empfehle zum verstehen gerne den
Fotolehrgang von Tom Stierwisch im Net. Er ist leicht verständlich und fängt wirklich bei null an. Und das ist auch gut so! Den mit Erfolg fotografieren ist etwas anderes als 'drauf halten und abdrücken'.
Wie mache ich nun meine Bilder?
Ich mache meine Bilder mit DSLR's aus dem Oly-E System. Habe da die E-3 (wird der Profiliga zugerechnet) und die E-330 und die E-510 (aus dem günstigen Einsteigersegment).
Für wichtiger als den Kamerabody halte ich gute Objektive. Meine Aquarienbilder sind in der Regel mit dem Zuiko Digital ED 50mm Makro 1:2. Wie die Bezeichnung schon sagt ist es ein Makro Objektiv mit 50mm Brennweite, was durch den Crop 2 (Verhältnis der Sensorgröße zum Kleinbildformat) 100mm an Kleinbild entspricht. Oft nutze ich den 2-Fach Konverter, der dann die Brennweite auf 100mm (200KB) erweitert.
Ob Blitz oder nicht ist auch vom Motiv und der Situation abhängig. Geblitzte Bilder bekommen z.B. bei meinen Akaebinosatos im weißen Bereich plötzlich eine Struktur aus Schatten. Das Weiß sieht fleckig aus. Da versuche ich auf den Blitz zu verzichten.
Bei meinen Blue Jellys kann man sehr gut Blitzen.
Aber warum eigentlich blitzen?
Meistens hat man im Becken für die Fotografie begrenzte Lichtverhältnisse.
Da gibt es dann drei Wege um diesen Umstand zu umgehen.
- Höhere ISO Einstellung. Hier hat man aber den Nachteil, dass ab einer gewissen ISO Einstellung das Bild anfängt in den dunklen Bereichen zu Rauschen. Dann sieht man farbige 'griesel' im Bild. Diese zerstören die Konturen. Man hat kein scharfes Bild mehr. Die Grenze ab wann dieses Rauschen anfängt ist von Sensor zu Sensor unterschiedlich. Höherwertige Kameras können in der REgel auch höhere ISO-Werte ohne rauschen. Ich habe aber auch schon Kameras in der Hand gehabt, die ab ISO 400 nur noch einen komplett verrauschten Matsch erzeugten. Als Faustregel: ISO so gering wie möglich und so hoch wie nötig.
- längere Belichtungszeit. Spätestens hier wird klar, dass man die Automatikmodi der Kamera verlassen muss. Aber keine Angst! Man muss nun nicht komplett alles im Manuellen Mode machen. Ich mache meine Bilder in der Regel mit Blendenvorwahl. Es gibt ja in der Regel den P, A, S und den M Mode an den Kameras.
Wobei
- P - der Programm Mode ist. Hier findet man die ganzen tollen, bunten Automatikprogramme.
- A - Blendenprioritätsmodus "Aperture Priority". Hier wird die Blende voreingestellt und die Kamera wählt über die Belichtungsmessung die passende Verschlusszeit.
- S - Zeitprioritätsmodus "Shutter Priority". Hier wird die gewünschte Verschlusszeit eingestellt und die Kamera stellt über die Belichtungsmessung die passende Blende ein.
- M - Im Manuellen Modus muss man Blende und Verschlusszeit selber einstellen. Dieses Modus nutze ich z.B. wenn ich mit einem Studioblitz arbeite.
In der Regel mache ich die Bilder mit der Blendenvorwahl (Modus A).
Denn:
Die Blende lässt nicht nur mehr Licht durch, wenn die geöffnet wird (kleiner Wert), sondern sie begrenzt auch den Schärfebereich. Grade in der Makrofotografie mit geringen Abständen zwischen Motiv und Bildsensor kann es dann passieren, dass die abzubildende Garnele nur in teilen Scharf abgebildet wird und der Rest schon im Unschärfebereich ist.
Wir sind also schon fast gezwungen eine kleine Blende (großer Blendenwert) zu nehmen. Aber vorsicht! Nun nicht einfach die Blende auf den größten Wert einstellen. Ab einem gewissen Blendenwert beginnt die Beugungsunschärfe! Das bedeutet, das das Objektiv nicht mehr scharf abbilden kann. Dieser Wert ist wiedermal vom Objektiv zu Objektiv verschieden. Man muss also austesten um einen guten Kompromiss zwischen Schärfebereich zu erhalten, genug Licht auf den Sensor zu bringen und nicht in die Beugungsunschärfe abzugleiten. Bei meinem Markoobjektiv gehe ich maximal bis Blende 18. Aber wie gesagt. Das muss man für sein Objektiv herausarbeiten.
So, nun bin ich ein wenig von der Frage nach dem Blitz abgekommen, aber ohne ein wenig Grundlagen ist es immer schwer.
Wenn ich blitze, dann entfesselt. Das bedeutet, dass der Blitz nicht auf dem Blitzschuh der Kamera sitzt. Dieses geht dann mit Automatischer Belichtung (Modus P, A und S) nur, wenn der Blitz Remotefähig ist. Ansonsten muss man in den Modus M wechseln und Blende und Zeit selber einstellen.
Die Position der Remoteblitze sollte nicht von der Seite aus sein, aus der man das Bild aufnehmen will. Sonst kann es zu sehr unschönen Spiegelungen kommen. Ich positioniere entweder einen Blitz oben über den Becken oder an jeder Beckenseite einen.
Ohne Blitz wird es sehr schwer die Kamera nicht zu verwackeln. Man sagt so als Faustregel, dass die Belichtungszeit den Kehrwert der Brennweite bezogen auf Kleinbild sein soll.
Das würde bei meinem 50mm Makro (100mm Kleinbild) bedeuten, dass man Zeiten kleiner als 1/50 Sek aus der Hand fotografieren kann. Bei dem Olympus E-System hat sich der Stabilisator in der Kamera bewährt. Andere Hersteller verbauen ihn im Objektiv.
Mit dem Stabilisator schaffe ich es auch mit dem Objektiv plus 2 Fach Konverter mit 1/10 Sek zu fotografieren. Dazu benötigt man dann aber auch eine ruhige Hand. Wunder kann der Stabi auch nicht bewirken. Eine Halbierung der Belichtungszeit ist aber bis jetzt bei jedem mindestens drin gewesen.
Hier kommen wir dann auch zu Deiner Frage nach einem Stativ. Je weiter Du von dem Fauswert oben weg bis (längere Belichtungszeit) desto eher brauchst Du das Stativ. Wobei ein Einbein reicht, wenn Du noch recht nahe an dem Wert bis. Bist Du weit drunter geht es nur noch mit einem Dreibein.
Grundsätzlich sollte man dann mit dem Objektiv so nahe wie es geht an die Scheibe. So werden wieder Reflexionen verhindert und das Bild wird in sich schärfer, als wenn man mit dem Objektiv weiter von Glas weg ist. Dieses hat was mit den Übergängen von Luft zu Glas zu Wasser zu tun. Die Lichtstrahlen, die wir ja mit dem Sensor aufnehmen wollen werden an den Übergängen gebrochen.
Zur Einstellung der Belichtungsmessung muss ich sagen, dass ich dort mit der Spotmessung arbeite. Das bedeutet, dass nur der Wert aus dem Fokuspunkt zur Belichtungsmessung genommen wird. Es gibt noch andere Modi, wo ein Durchschnittswert des gesamten Bildes oder größere Bereiche um den Fokuspunkt genommen werden, aber ich möchte ja kein ausgeglichen belichtetes Bild haben, sondern die abgebildete Garnele soll korrekt belichtet sein. Die Umgebung interessiert da weniger.
Fokus ist ein gutes Stichwort.
Es gibt verschiedene Modi für den Autofokus. Ein mal einen Modus, wo man unbewegte Motive mit fokussieren kann. Dieser Modus ist für die Fotografie der Garnelen nicht so gut, da sich die kleinen Racker ja immer in Bewegung befinden. Also nutze ich den 'verfolgenden Autofokus'.
Diese Modi heißen bei allen Herstellern anders. Deswegen habe ich sie mal umschrieben. Bei Olympus ist es der SF für unbewegt und der CF für bewegte Motive. Zusätzlich aktiviere ich den manuellen Fokus dazu. So kann ich an den Objektiven, die einen elektrischen Fokusantrieb haben den Fokusbereich grob voreinstellen.
Grundsätzlich nutze ich nur das RAW Format zur Speicherung der Bilder auf der Karte.
Man muss es sich so Vorstellen:
Die Signale des Sensors kommen in der Kameraelektronik an. Wählt man nun ein komprimiertes Format (jpg, Tiff, etc) speichert die Kamera mit voreingestellten Werten das Bild ab. Und hier liegt auch schon das Problem. Man kann mehr aus dem Bild herausholen, wenn man diese Werte unter Umständen anpasst. Das RAW-Format ist also nichts anderes als die Rohdaten des Sensors vor der Komprimierung und Entwicklung in der Kamera. Hat man die RAW-Daten kann man in gewissen Bereichen noch die Belichtung etc anpassen. Da benötigt man natürlich eine Software, in der man dann die Bilder 'entwickelt' und als JPG (oder wie auch immer) speichert.
Nun zu Deinen Bildern:
Was mir auffällt ist, dass Du ISO 200 und Blitz genutzt hast. Da hättest Du auch mit der ISO runter gehen können. Es sei denn, Dein Blitz war nicht leistungsstark genug. Trotz Blitz warst Du bei 1/20 Sekunde Belichtungszeit bei dem 100mm Objektiv. Wie Du oben schon gelesen hast, ist das Suboptimal. Da kommst Du ins verwackeln. Dort wäre ein Dreibein angebracht.
Dann hast Du Blende 2.8 genutzt. Da Du ja oben aufmerksam gelesen hast weißt Du nun, warum Dein Schärfebereich so klein ist und das Bild eigentlich unscharf und verwackelt aussieht.
Puh... Nun habe ich lange geschrieben...
Wenn noch Fragen sind dann gerne her damit.
Nun muss ich erst mal eine rauchen gehen...
LG
Lars
Edit:
Diese Tipps sind nicht auf DSLR's beschränkt.
Auch an vielen Kompaktkameras kann man diese Einstellungen selber vornehmen und damit bessere Ergebnisse erzielen.