So, jetzt bist du wieder dran
Hallo Jutta,
na, dann will ich mal meine Meinung ein wenig ausführlicher begründen.
In diesem Punkt gebe ich dir recht: Garnelen und auch Schnecken (bei mir allerdings eher die Garnelen) gehen sofort an neu ins Aquarium gegebene Blätter. Aber erstens tun sie das nicht nur bei Eichen- und Buchenlaub, sondern bei Herbstlaub von allen Bäumen, ganz unabhängig, ob diese viel oder wenig Huminsäure enthalten. Außerdem fressen sie gerade bei Eichen- und Buchenlaub, also bei Blättern, die besonders viel Huminsäure enthalten, am Anfang nicht unbedingt die Blätter selbst, sondern sie "weiden" die Blätter ab. D.h. sie fressen Bakterien, Pilze und andere Mikroorganismen, die sich an der Oberfläche der Blätter angesiedelt haben.
Bei Eichenblättern kann ich das bei meinen Garnelen eigentlich besonders gut beobachten: Zunächst stürzen sich alle Garnelen auf die Blätter und fressen daran herum. Dabei werden aber zu Beginn keine richtigen Löcher in die Blätter gefressen, sondern nur die Oberflächen der Blätter werden nach Fressbarem abgesucht. Dann werden die Blätter einige Zeit uninteressant und erst wenn sie beginnen, sich langsam im Wasser zu zersetzen, werden sie komplett aufgefressen. Anscheinend übernehmen Bakterien und andere Mikroorganismen eine Art "Vorverdauung" der Eichenblätter, damit diese von Garnelen und Schnecken gefressen und auch verdaut werden können.
Ob die Huminsäure eine entgiftende Wirkung bei Schnecken hat, ist mir nicht bekannt. Ich halte das für nicht ausgeschlossen, aber doch ein wenig fragwürdig, zumal selbst bei Menschen die Wirkung noch nicht so ganz geklärt ist.
Soweit ich weiß, gibt es auch keinerlei wissenschaftliche Untersuchungen über die entgiftende Wirkung von Huminsäuren bei Schnecken. Ich möchte das deshalb weder bestätigen noch ausschließen.
Falls es so ist, dann hätte die Huminsäure möglicherweise eine gesundheitsfördernde Wirkung für die Schnecke, nicht jedoch auf den Aufbau des Gehäuses.
Nachgewiesen ist die Fähigkeit der Huminsäure(n), die Keimdichte im Wasser zu senken. Sie hat eine antibakterielle und fungizide Wirkung, beugt also Infektionen vor und sie kann sogar, allerdings natürlich nur in begrenztem Umfang, Kupfer und andere Schwermetalle binden. Dies wären auf jeden Fall auch für Schnecken positive Eigenschaften.
Bei mir geht der pH-Wert übrigens leicht nach unten, wenn ich Erlenzapfen ins Aquarium gebe. Bei normaler Dosierung allerdings nur um ungefähr 0,5.
Wenn du dem Aquarienwasser Natron zusetzt, ist es kein Wunder, daß Erlenzapfen bei dir keine Auswirkung auf den pH-Wert haben. Das HCO3 im Natron ist nämlich in der Lage, Säuren zu neutralisieren. Durch die Zugabe von Natron erhöht sich die Säurekapazität (bzw. das Säurebindungsvermögen) des Wassers und der pH-Wert bleibt dann deutlich stabiler.
Bei ausreichend Natron im Wasser oder bei Leitungswasser, das sowieso genug Natron oder andere säurebindenden Stoffe enthält, verändern Eichenblätter oder Erlenzapfen deshalb den pH-Wert kaum. Erst wenn das Säurebindungsvermögen überschritten wird, kommt es zu einer deutlichen Senkung des pH-Wertes.
Dazu ist bei so manchem 'Betonwasser' allerdings schon eine sehr große Menge Erlenzapfen notwendig.
Meine Meinung ist immer noch, daß Schnecken keine Huminsäuren benötigen, um ein gutes Gehäuse zu bilden. Bei genug säurebindenden Stoffen im Wasser schadet die Huminsäure den Schnecken allerdings auch nicht.
Bei dem mineralienarmen Leitungswasser, das wir hier bei uns in der Gegend haben, führt die Huminsäure jedoch wirklich dazu, daß die Gehäuse der Schnecken angegriffen werden. Ich muß aber zugeben, daß bei mir die Schnecken nur so 'nebenher' leben und daß die Garnelen die unangefochtene Hauptrolle spielen. Die Schnecken müssen bei mir mit dem zurechtkommen, was den Garnelen gefällt. Und deshalb haben die Gehäuse bei manchen meiner Schnecken schon einige Oberflächenschäden. Natron hatte ich mir deshalb auch schon mal besorgt, es aber wegen der Garnelen noch nicht angewendet. Den Schnecken würde es aber bestimmt gefallen.
Ich denke, es verhält sich mit der Huminsäure und ihrer Wirkung auf Schnecken wie mit vielen Dingen in der Aquaristik. Je nach Voraussetzung (in diesem Fall z.B. die Wasserbeschaffenheit) können die Erfahrungen ganz unterschiedlich sein.
Bei mir ist Huminsäure gar nicht gut für die Gehäuse der Schnecken, bei anderen hat sie möglicherweise überhaupt keinen negativen Einfluss auf den Gehäuseaufbau.
Viele Grüße
Peter