Hallo George,
ich habe gerade deinen Artikel in der GarneleOnline gelesen und möchte mal eine weitere Theorie einbringen.
Das erste was Biologiestudenten im Bereich Genetik lernen ist, dass Mendel seine Zahlen gefälscht hat, damit diese zu seiner Theorie passen. Ganz so einfach wie er es erklärt (und wir es alle in der Schule lernen), ist Vererbung dann doch nicht. Zunächst mal gibt es während der Meiose das sogenannte "Crossing Over", bei dem die Chromosomen anfangen zu kuscheln und dabei Stücke austauschen, was dazu führen kann, dass Merkmale die normalerweise zusammen auftreten plötzlich unabhängig vererbt werden. Man kann anhand der Häufigkeit, in der solche Abweichungen auftreten sogar berechnene, wie weit die Gene auf dem Chromosom auseinanderliegen.
Bei Mendel - bei dem ein Gen genau ein Merkmal codiert - wäre das an sich ja nur für die Neukombination beim Erbsenbeispiel von Bedeutung, doch es gibt auch Mermale die von mehreren Genen codiert werden, welche an unterschiedlichen Stellen des Chromosoms liegen.
Dadurch gibt es nicht nur dominant und rezessiv, sondern auch ein paar Abstufungen dazwischen. Beispiel dafür wäre z.B. die menschliche Augenfarbe. Blaue Augen sind rezessiv, braune dominant. Trotzdem haben einige Menschen grüne Augen, was glaube ich daran liegt, dass mehrere Stellen der DNA dafür codieren und beim bereits erwähnten Crossing Over ein Teil der "braunen Farbe" durch "blaue" ersetzt wird. (Die Vorlesung ist schon etwas lange her, aber das Prinzip dürfte stimmen). Für alle, die jetzt an die grauen Mäuse und rosa Blumen bei Mendel denken: Wäre es ein mischerbiger (intermediärer) Vererbungsgang, würde es sehr viel mehr grünäugige Menschen geben. Wir haben das damals mit Drosophila erklärt bekommen, welche 5 oder 6 verschiedene Augenfarben ausprägen können.
Dann gibt es noch ein paar exklusive Erbinformationen, die in den Mitochondrien (in der Eizelle) der Mutter vorkommen und somit gänzlich ohne väterlichen Einfluß weitervererbt werden (Spermien sind sehr viel kleiner als die Eizelle, weil sie fast nur aus Zellkernen bestehen). Die werden bei der Zellteilung derart spontan verteilt, dass ein an sich rezessives Merkmal über Generationen hinweg nicht auftaucht, aber plötzlich von seinem dominanten Gegenstück getrennt wird und sich so richtig austoben kann.
Wenn man dann noch spontane Mutationen einrechnet, welche ausnahmsweise mal nicht lethal oder krankhaft verlaufen, kann praktisch ALLES passieren, wenn man genug Generationen züchtet
Ich hoffe mein Beitrag war nicht zu verwirrend (und ich war bei den Beispielen nicht zu verwirrt)
LG
Sonja