Hallo, ihr Lieben, ich denke, ihr vergesst den Markt.
Eine produktive Garnelenart wie NH (RF) oder die Red-Bee macht bei jedem, der nicht allzu viel falsch macht, in techniklosen 60-er oder 100-er Becken (keine Kosten außer 10 Liter Wasser im Monat, abhängig von Raumtemperatur) ruckzuck ein paar hundert Output im Jahr, wenn nicht im Monat.
Jeder, der sich halbwegs ambitioniert 10 Garnelen kauft, wird in einem Jahr allermindestens 100 auf den Markt werfen können, was verschenken einschließt. Nehmen wir selbts einen extrem expansiven Markt an, in dem ein Garnelenfieber die Gesellschaft erfasst und immer mehr Leute Garnelen kaufen, so hat dennoch die exponentiale Vermehrungsrate der Garnelen bald den Zuwachs der Neuinteressenten ausgeknockt. Wenn in jedem Mittelstädtchen auch nur 10 normale Garnelenhalter wohnen, hast du den Markt gesättigt und der Zoohandel wird kaum noch was verkaufen. Daher müssen ja auch Hochzuchtformen und Japanimporte den Feinschmeckern Anreize bieten, überhaupt noch Garnelen zu kaufen. Und die neuen Arten kommen dazu, eine klassische Marktstrategie: Neue Produkte schaffen, expandieren, Kosten rationalisieren, Produktion zentralisieren. Selbst wenn man derzeit durchaus noch einen ungesättigten Markt hat (ich finde in Mittelhessen keine guten Aquaristik-Shops, Meerwasser Totalausfall, Züchter weit weg, Aquaristik und Antiquitäten sind alle im Ruhrgebiet), und auch annimmt, dass aufgrund der hohen Versandkosten Selbstabholer IMMER einen lokalen Markt brauchen, also die Rationalisierung und Monopolisierung Grenzen hat, bleibt doch die Arbeit der Selektion, des Fangens und des Verkaufens, die letzten Endes kaum Gewinn bringen. Es ist wie in allen Bereichen: ein paar mögen frühzeitig Chancen genutzt, klug agiert und Kontakte gepflegt haben und einen Betrieb aufgebaut haben. Dafür braucht man dann aber auch die Lage, Startkapital, Know-How und Ausdauer. Wie bei allen Spekulationen: Nur überschüssiges Kapital investieren, das auch kaputt gehen kann.
Was wirklich interessant wäre: Kann man als Otto Normal mit techniklosen Becken und Walnusslaub/Brennesselblätter/Löwenzahn eine produktive Garnelenart wie RF für ca. vier kleine Garnelenpfannen im Monat nutzen und dadurch den durchschnittlichen "Fisch"-bedarf mit einem Aufwand von 2 Stunden pro Monat und 20 Liter Wasser decken. Dann wäre nämlich Meer und vietnamnesischen Flüssen geholfen (und den Menschen in der Garnelenindustrie dort Arbeitsplätze zerstört, die sie evtl. wieder als Fischer finden können).
Lg
F