Zuerst mal, fühle ich mich von dir auch garnicht angegriffen. Ich habe lediglich reagiert weil du den Kauf des TE von einem Nitratdünger (auch wenn ich einen mit mehr Kaliumanteil gewählt hätte) als "unnötig" bezeichnet hast und meine Erfahrungen mit dem AR MB NPK etwas anderes zeigen. Hätte der TE den Makro Spezial Estimative Index wäre das etwas anderes, weil der nicht so hohe Phosphatwerte hinzuführt. So könnte man nun zwar den Makro Basic NPK nach dem EI-Prinzip überdosieren um dann das weitaus überschüssige Phosphat durch Wasserwechsel herauszuholen, dabei hat man dann aber ein starkes Nährstoffungleichgewicht (worauf ja gerade der EI eigentlich Wert legt)... Deshalb ist es meiner Meinung nach kostengünstiger und effizienter die Makrodüngung auf einen NPK bzw. Phosphatdünger und einen Kaliumnitratdünger zu verteilen, weil man den Ungleichgewichten dann auch ohne eine massive Überdosierung bestimmter Nährstoffe Herr werden kann, (anders als wenn man nur den Makro Basic NPK düngt)... Dann braucht man im Verhältnis nämlich auch nicht so viel Dünger, weil man um auf entsprechend wuchsfördernde Werte zu kommen (der Wuchs hängt ja nicht nur von der Höhe der Nährstoffniveaus sondern auch vom Verhältnis ab. Zusätzlich kommt noch, dass der TE kein Konzept von "unlimitiertem Wuchs" fährt so wie du oder ich in manchen unserer Becken. Licht und Co2 sind begrenzter als man es beim EI fahren würde, deshalb käme man auch mit geringeren Makrowerten zurecht, und gerade dann halte ich es für sinnvoller mehrere Einzelkomponenten düngen zu können, anstatt nur einen Dünger reinzukippen.
Hinzukommt dass der Estimative Index gut ist für stark bepflanzte Becken. Für ein 0815-Garnelenbecken, indem keine Armada an mittel- und schnellwachsenden Pflanzen sitzt ist eine Überdosierung einzelner Nährstoffe doch völlig überflüssig? Wieder einmal der Kostenpunkt, der für mich immer eine Rolle spielt.. Man kann z.B. auch so fahren, dass man sich daran orientiert dass beispielsweise No3 immer nur nachweisbar sein muss. Das kann für viele Becken funktionieren, wäre im EI aber nicht denkbar, weil das Konzept auf eine Nährstoffanreicherung abzielt. Das ist wie ein Motor in den man extrem effizientes Benzin reinkippt. Nur warum sollte ich das bei meinem 30 Jahre alten Golf machen? Denn - der EI ist nciht effizient weil er das perfekte Nährstoffgleichgewicht mitbringt (das kann er garnicht, weil das je nach Becken variiert) sondern weil er alle Nährstoffe stets verfügbar hält.
Bei der Erforschung des estimative index ist aber doch ermittelt worden, dass speziell diese Zusammensetzung perfekt den Wuchs maximiert und Algenprobleme eindämmt.
Ich will damit nicht sagen dass du irgendwas falsch machst. Ich sehe den EI aber derzeit unangefochten an der Spitze jeglicher Düngekonzepte. Und um das nochmal klarzustellen, natürlich funktionieren auch andere. Irgendwo ist es dann auch Geschmackssache. Hauptsache man sorgt für genügend Makronährstoffe. Zumindest eine diesbezüglich limitierender Umgang darf als überholt gelten. Aber das sehen wir ja beide so.
Ich halte das Konzept des Estimative Index für sehr gut, was aber keinesfalls daran liegt, dass ich glaube dass es "perfekt den Wuchs maximiert" .
Das gute an dem Konzept ist meiner Meinung nach, das es mit relativ wenig Aufwand gelingt gute bis sehr gute Wuchsbedingungen zu schaffen, indem man jeden Nährstoff verfügbar hält. Außerdem ist eine tägliche Düngung der Makros sehr vorteilhaft.
Ich sehe den Estimative Index aus folgendem Grund nicht an der Spitze der Düngekonzepte (und das ist auch der Grund, warum Aqua Rebell zum Beispiel das Flowgrow Spezial Konzept entworfen hat, weil auch dort im Forum der Estimative Index teilweise als überholt angesehen wird):
Jedes Becken hat einen eigenen Verbrauch. Je nach Soil, Standzeit, Besatz, Bepflanzung, etc. schluckt jedes Becken unterschiedlich viele Nährstoffe.
Auch die Pflanzen haben einen unterschiedlichen Nährstoffverbrauch, so gibt es doch manche, die mehr Po4 brauchen und manche die mehr No3 oder Kalium brauchen, bei den Mikros genau so.
Nun schafft es der Estimative Index zwar alle Nährstoffe verfügbar zu halten. Jedoch nicht zwangsläufig im richtigen Verhältnis. Dass trotzdem alle Pflanzen wachsen liegt schlicht und ergreifend wieder an der Überdosierung. Das ist auch der Grund warum die großen Wasserwechsel notwendig sind. Der Königsweg (und das ist auch der Weg den die Forschung zur Zeit beschreitet) ist es herauszufinden, welcher Nährstoff konkret für welchen Effekt, bei welcher Pflanze sorgt und warum. Daraus ließe sich dann ein - je nach Beckenprofil - perfektes Nährstoffverhältnis ableiten. Dass der Estimative Index ein bestimmtes Nährstoffverhältnis aufdüngt ist also für das Konzept effektiv, aber keineswegs der Königsweg. Der Königsweg ist anhand von Messungen den individuellen Nährstoffbedarf deines Beckens zu ermitteln, und dann für jedes Set-Up eine eigene Düngestrategie zu entwickeln.
Zugegeben hier kommen wir zum letzten Punkt des Estimative Index, der mir gut gefällt: Das System ist einfacher.
Aber eben auch nur bedingt, ich finde eine NPK + KNO3 Düngung nicht wirklich kompliziert, und trotzdem kann ich damit bedarfsgerechter Dünger, weil ich nicht konstant den Po4-Wert in meinem Becken überhöhe.
Zum Schluss noch einmal ein Link von mir, der allen Mitlesern zeigen soll worüber wir hier eigentlich reden:
http://www.flowgrow.de/naehrstoffe/der-weg-zum-optimalen-dungesystem-t17733.html
In dem Thread bei Flowgrow findet man eine Übersicht über einfache, fortgeschrittene und spezielle Düngekonzepte, wie hier von uns diskutiert.
Meine Meinungs ist, dass es kein "bestes" Düngekonzept gibt, sondern nur einfache und schwierigere - und die müssen je nach Person und Becken anhand der individuellen Bedürfnisse ausgewählt werden. Einen Königsweg gibt es (noch) nicht. Alles hat Vor- und Nachteile.
Zu guter Letzt noch eins um den ganzen den Konfliktcharakter zu nehmen: Ich stelle meine Becken demnächst auch auf Düngung nach EI um. Hat den einfachen Grund, dass ich ein absoluter Pflanzenfan bin, und es trotzdem gerne einfach haben möchte. Das würde ich allerdings nicht jedermann empfehlen, sondern nur denen, die ein stark bepflanztes, belichtetes und co2-versorgtes Becken wünschen.
Lieben Gruß,
Max