... Die Natur zeichnet sich durch einen unendlichen Schatz an sich ständig erneuernden Stoffen aus, mit einem Aquarium ist das nicht zu vergleichen. Ein Aquarium ist entgegen der Natur ein geschlossenes System. In der Natur neigen vom natürlichen Zufluss abgeschlossene Gewässer ebenfalls sehr leicht zum kippen. Wollen wir wirklich solche Gewässer nachbilden? Wenn nein, dann müssen wir den endlosen Austausch an Wasser und darin enthaltene Stoffen eben ebenfalls nachbilden ...
Sic est ...
mit Einschränkung ...
Hoi,
bevor es hier den Zusammenprall der Welten gibt ... wir sind hier bei uns zu Hause immer geneigt, beide Seiten zu betrachten und versuchen, das weiterzugeben, was wir beruflich oder privat ermittelt bzw. erfahren haben.
Natürlich kann man begrenzt ein "geschlossenes" System nachbilden, aber eben nur begrenzt. Ich habe es schon an anderer Stelle geschrieben:
Hier bei uns steht ein Meterbecken (100x40x50 cm), versehen mit zwei schön "schummrigen" T8ern in einem Leuchtbalken.
Tscha, das Ding, in Fachkreisen "der Komposthaufen" genannt, funktioniert - auf seine Weise eben.
Einmal im Monat kommen 30l frisches Leitungswasser (KH 2-3°dH, GH 5-6°dH, LF 250-300 µS/cm) rein, mehr ist mir nicht erlaubt oder ich darf draussen pennen.
Biomasse muss wöchentlich entnommen, sonst erreicht gar kein Licht mehr das "Abyssal".
Über anspruchsvolle Pflanzen braucht man sich aber nicht zu unterhalten ...
Echinodorus 'Ozelot', diverse
Cryptocorynen, auf der Oberflächen treiben
Limnobium und
Riccia,
Rotala spec. 'Green' darf wuchern,
Hetheranthera zosterifolia ist gerade mal wieder zu 90% rausgeflogen.
Das höchste der Gefühle ist eine
Ludwigia 'Rubin', und sogar einige Ableger
Proserpinaca dürfen quietschgrün versuchen, "ins Licht zu gehen".
Becken "funktioniert" tadellos, aber um eben die Spurenelemente in Lösung zu halten bedingt es entweder einer enormen Vermulmung, oder wie bei uns, einer Überfilterung durch zwei Topffilter - was wiederum dafür sorgt, das bei ausgesetzter Fütterung das Nitrat sich buchstäblich in Gas auflöst. Um das zu vermeiden müsste das Becken stark belüftet werden, um anaerobe Prozesse einzuschränken, was aber wieder hinsichtlich Algen so kontraproduktiv war, das wir wieder leicht CO2 zuführen.
Es kommt auch keinesfalls zu der oft bei "Altwasser" nachzulesenden Aufsalzung bis 1.000 µS/cm, die LF liegt mittlerweile bei ~400 µS/cm, und wenn die 30l im Monat nicht wären, hätte dieses Becken auch längst keine GH mehr - die ist mit viel Liebe aktuell bei 4-5°dH bei pH 6,4-6,6 & KH 0°dH.
Wir haben in diesem Becken mal spaßeshalber "der Natur ihren Lauf gelassen" - Nur Strömungspumpe mit Diffusor, Beleuchtung, Bodenfluter (schwaches Heizkabel), vorher Schwimmpflanzen entfernt, keine Entnahme von Biomasse, keine Fütterung - nach Eintrag von Heuaufguss und Regentonnenbewohnern.
Hat schön funktioniert, wirklich, nicht sarkastisch gemeint. Stabile Wasserwerte, doch mehr als schemenhaft zu erkennende Bewohner, abgestorbene Blätter über 1 cm Mulm, selbst die malerisch vorübertreibenden Algenvorhänge hielten sich in Grenzen ... Am Boden war tatsächlich noch Sauerstoff vorhanden, Vermehrung hat bei
N. heteropoda auch noch stattgefunden.
Biologisch topp, ohne Frage.
Für jede Art von Pflegling mit entsprechenden Futter- und Wasseransprüchen (Keimdichte etc.) geeignet - Nein.
Für viele Arten von Pflanzen geeignet - Nein.
Für höhere Besatzdichten geeignet - Nein.
Übertragbar auf jedes System/Beckengröße - Nein.
Für mein
persönliches Auge - Doppelt nein.
Letztlich sind wir wieder zum Topffilter-Einsatz und zum Gärtnern zurückgekehrt - mit entspr. Fütterung (als Dünger), einer Korrektur des Nitratmangels durch N-Düngung - und mit Burgfrieden zu Hause. Ich halte mir einfach die Augen zu beim Gärtnern.
Ich bin hier einer der letzten, die sich gegen Algen aussprechen. Aber ich möchte sie auch nicht als dominierenden Faktor in allen meinen Becken haben. Ja, ich bin für Aufwuchs, in manchen Becken für grüne Punktalgen als PO4-Mangelindex, malerische pinselförmige Grünalgen ... aber eben von Becken zu Becken unterschiedlich.
Und manchmal möchte ich halt ganz primitiv was "künstliches" für mein kleines, unschuldiges Auge haben. Und solange das immer primär mit den Bewohnern im Einklang steht, werde ich das auch durchführen.
Wenn ich ein Feuchtbiotop haben möchte, lasse ich eine Pioniereinheit meinen Garten pflügen ...