Kommen wir zum letzten Teil der Reise.
Tag 8 gilt gemeinhin als Abreisetag. Wir hatten das Glück, dass unser Transfer zum Flughafen erst für 18:30 Uhr angesetzt war. So blieb uns noch genügend Zeit, etwas vom schönen Inland von Mallorca anzuschauen.
Mit dem Kleinbus fuhr unser kleiens Häuflein Ausflügler direkt durch Palma hindurch
durch die Bergstraßen nach Port de Soller. In der Ferne sah man Weiß auf den Bergen - für die Mallorciner eine Sensation.
Am Strand von Port de Soller war nichts los. Ich bin mal runtergeklettert und habe todesmutig den Zeigefinger ins Wasser getitscht: Nein, kein Badewasser.
Auffällig schon fand ich aber das Geröll, das dort angeschwemmt war. Probehalber und andenkenssammelnderweise nahm ich einen Stein von Faustgröße mit, um dann zu Hause festzustellen: Das ist versteinertes Laub. Ich Dussel, das wäre so ein schönes Hardscape geworden, hätte ich mir ein paar mehr davon eingepackt.
Unser Ausflug führte uns weiter in die Olivenöl-Manufaktur von Can'Det.
"Can" bedeutet im mallorcinischen Dialekt soviel wie "Villa". Det ist der Name der Familie. Deren Ölherstellung geht, wenn ich es richtig in Erinnerung behalten habe, auf das 16. Jahrhundert zurück, sie sind eine der letzten 3 Manufakturen, die nach altem Brauch Olivenöl herstellen.
Und das geht so:
Geerntet werden grundsätzlich nur schwarze Oliven. Die brauchen länger zum Reifen, haben aber eine höhere Ausbeute an Öl. Geerntet wird per Hand, was vom Baum auf den Boden fällt. Alte Mütterchen kriechen da mit Kiepen auf dem Rücken über die Felder, man stelle es sich nur mal vor.
Die Oliven werden klassisch per Mühlstein zu einem Brei gemahlen.
Der Brei wird zwischen Strohmatten gestrichen. Lage um Lage, bis der Turm hoch genug ist, um in die hydraulische Presse zu kommen. Dort wird der knapp 2m hohe Stapel auf gut 1m zusammengepresst. Das Öl fließt in einen Auffangbehälter.
Übrig bleibt eine braune trockene Masse, die als Heizmaterial verwendet wird.
Das Exsudat wird in seine Bestandteile aufgetrennt und am Ende zentrifugiert. Heraus kommt ein feines, goldenes Olivenöl, das ganz anders schmeckt als alles, was man hier zu kaufen bekommt. Liebe Anja, bitte berichte uns, wie es dir geschmeckt hat!
Nach der Führung ließen wir uns zu einer Verkostung nieder. Auf frisches, fast noch warmes Baguette träufelten wir das Olivenöl, und belegten es dann wahlweise mit Tomate, Käse, Salami, oder bestreuten es schlicht mit Salz. Als Abrundung bekamen wir einen wunderbar herben, tiefroten spanischen Rotwein, sowie eine frisch geerntete Orange, die man geschmacklich nicht mit den hier zu kaufenden Orangen vergleichen kann.
Und Oliven. Grüne und schwarze Oliven. Ich war zeitlebens kein Fan von Oliven. Der Geschmack war einfach nicht meins. Nachdem sie aber so über den grünen Klee gelobt wurden, musste ich es einfach mal probieren. Schob mir so eine schwarze Kuller in den Mund - und behielt die Schüssel gleich für mich.
Mein Gott, was für ein Geschmackserlebnis!
Zu Fuß marschierten wir, frisch gestärkt und vom guten Wein leicht angetüdelt, durch Soller.
Eine wirklich süße kleine Innenstadt haben sie da hingebaut. Herzstück ist die Kirche.
Und wie auf Kommando kam von fern ein "Bimmelimmeling", und die alte Traditionsbahn der Stadt rollte laut rumpelnd mitten über den Marktplatz.
Wenn es nicht verboten gewesen wäre, Lebensmittel mit aufs Schiff zu nehmen, ich hätte hier eine unanständig hohe Summe ausgegeben für allerhand Köstlichkeiten, die hier angeboten wurden: Oliven, Honig, Salami, Schinken, Baguettes und Brötchen, Datteln, Gewürze, und noch so viel mehr.... eine echte Folter für meine Selbstbeherrschung.
Am Bahnhof von Soller warteten wir im Schein der schneebedeckten Berge auf unsere Kutsche. Dabei ließen wir es uns nicht nehmen, unsere Nasen in die warme Sonne zu stecken (es waren 16 Grad!).
Direkt über meiner Bank, die ich mir mit Paula und Gonzales teilte, wuchsen verlockende Sachen, ich hätte nur die Hand ausstrecken müssen.
Mit Schnaufpuff und Tschutschu kam sie dann angerollt, unsere Kutsche. Uralte Technik, aber: sie funktioniert.
Ein letztes Mal ging es auf dem holpernden und ratternden Weg durch die Berge des Inlands.
Vorbei an den Olivenplantagen.
Und den Orangen- und Zitronenhainen.
Ein allerletztes Mal enterten wir das Schiff. Dort lungerten wir in der Lounge herum, unsere Kabine war inzwischen von anderen, neuen Passagieren belegt. Man sagte uns, für die kommende Woche wäre durchweg strahlender Sonnenschein bei spiegelglatter See angesagt. Ein klein bisschen Unmut kam da bei uns schon auf.
Abends ging es dann zum Flieger und, bereits im Dunkeln, zurück in die kalten, deutschen Lande. Da ich während des gesamten Urlaubs erfolgreich meine Erkältung kultiviert hatte (die Klimaanlage in unserer Kabine tat ihr Übriges), hatte ich im Landeanflug tüchtig mit dem Druckausgleich zu kämpfen. Ab 3000m ging da nix mehr. Ich dachte, meine Trommelfelle platzen gleich. Am Ende war ich auf dem linken Ohr komplett taub, auf dem rechten zur Hälfte. Auch in der darauf folgenden Nacht in einem Hotel am Flughafen tat sich da nix. Erst als ich am Montag zu meiner Hausärztin und von da an zum HNO semmelte, und mir ein Hammerzeugs verschreiben ließ, kehrte allmählich das Gehör zurück.
Das war der eher unangenehme Teil der Rückreise.
Nichtsdestotrotz war es ein schöner Urlaub. Wir haben viel gesehen, gehört, und geschmeckt.
Unser kleiner Freund Gonzales kommt heute bei seiner neuen Gastmutti Anja an, die seine Abenteuer fortsetzen wird.
Paula und ich verbleiben mit einem: Auf AIDAsehen!
Wir bedanken uns für das rege Interesse an unserem Bericht.