Ich bin kein Chemiker, ich habe nur zitiert und das durch indirekte Rede auch gekennzeichnet.
wen es interessiert:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3951349/
Ich habe zur Tödlichkeit der Raphide wissenschaftliche Studien gefunden, zur Ungiftigkeit nur Hörensagen
Hallo,
inzwischen hatte ich Zeit die verlinkte Studie zu lesen, danke für den Link.
Ich fasse den Inhalt jetzt mal eben kurz zusammen, um den Usern die Notwendigkeit eine Studie auf Englisch lesen zu müssen zu ersparen:
Die Studie stellt einen Anhaltspunkt dar, dass Rhaphide (als Nadeln auskristallisiertes Calciumoxalat) mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine Rolle beim Schutz von Pflanzen vor Frassfeinden spielen. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass die Toxizität von Raphiden nur dann in nennenswertem Umfang gegeben ist, wenn zeitgleich Cysteinproteasen wie z.B. Bromelaine (kommt z.B. in Ananas vor, die zur Familie der Bromeliaceae, also der Bromeliengewächse zählt).
Im Design der Studie wurden 3,75mg reinster Raphidnadeln pro Gramm Pflanzenmasse auf Blattstücke des Wunderbaumes (Ricinus communis) aufgetragen, die die Hauptnahrung der Versuchstiere, der Larven der Samia ricini (den Seidenraupen verwandte Art) darstellt.
Die Studie hat hierbei gezeigt, dass die Raphide auf den Blättern den Larven verhältnismäßig wenig ausgemacht hat.
Als Kontrolle wurden außerdem Laven mit Blattstücken gefüttert, auf die Bromelain aufgetragen war. Die Tiere sind zwar nicht mehr ganz so stark gewachsen, wie bei unbehandelten Blättern, aber im Großen und Ganzen war dies für die Larven kein ernsthaftes Problem.
In beiden Fällen führte auch eine Verdopplung der Bromelain- bzw. Raphidkonzentration zu keiner nennenswerten Steigerung des Effekts.
In einem dritten Versuch hat man die Larven dann mit Blattstücken gefüttert, die sowohl mit Raphiden, als auch mit Bromelain behandelt waren. Hierbei kam es dann zu vermehrten Todesfällen bei den Larven. Dieser Effekt trat sogar bei den niedrigeren Ausgangskonzentrationen von Raphiden und Bromelain auf. Eine gleicher Test mit amorphen Calciumoxalat führte nicht zu diesem Ergebnis.
Daraus leitet die Studie folgendes ab:
1. Bromelain und Rhapide führen für sich genommen nicht zu gravierenden negativen Auswirkungen auf die Larven.
2. In Kombination scheinen synergistische Effekte aufzutreten, die zu einer deutlich gesteigerten Toxizität und signifikanten Verlusten bei den Versuchstieren führt.
3. Die Verbindung Calciumoxalat selbst ist nicht in der Lage den Effekt zusammen mit dem Bromelain auszulösen. Die räumliche Anordnung als Kristallnadeln jedoch schon.
Unterm Strich hat man in der Studie die Larven mit 2 Stoffen konfrontiert, die ihnen im Normalfall in dieser Kombination und Menge nicht begegnen. Da ist es natürlich durchaus möglich, dass ihnen das nicht bekommt. Daher kann man hier lediglich die Feststellung treffen, das solche Effekte existieren und es vielleicht möglich ist auf diese Weise biologische Pflanzenschutzmittel herzustellen, wenn man denn in weiteren Forschungen einmal herausgefunden hat, welche Schädlinge hier evtl. sensibel reagieren.
Eine Schwierigkeit für die Ausgangsfrage, nämlich nach der Giftigkeit für Garnelen, stellt nun die zweifelhafte Übertragbarkeit auf die Verhältnisse im Aquarium dar:
Das Anubia barteri Oxalsäure enthält, nehmen wir mal als korrekt an, auch wenn es dazu keine Analysezahlen zu geben scheint. Immerhin konnte man Kristallnadeln aus Anubia isolieren, was ja schon ein recht guter Hinweis ist.
Also wäre Bedingung 1, das Vorhandensein von Raphiden erfüllt.
Wäre noch die Frage, wie schaut das mengenmäßig im Aquarium aus?
Wo ist das notwendige Bromelain? Ist es überhaupt, und wenn ja in ausreichender Menge da um mit den Raphiden einen Effekt zu haben?
Inwiefern beeinflusst das Medium Wasser die ganze Sache? Werden die beteiligten Stoffe vielleicht weggespült und so sehr verdünnt, dass keine Wirkkonzentration mehr erreicht wird (wenn denn wirklich alle Komponenten vorhanden sind)?
Das die Anubias durch das deutlich viskosere Wasser mit Kristallnadeln auf hungrige Shrimps schießen und dabei ernsthafte Verletzungen anrichten, wäre doch ernsthaft in Zweifel zu ziehen.
Das die Garnelen Anubia nicht anfressen halte ich nicht für einen Beleg für einen Schutzmechanismus auf Basis von Raphiden, da es sich hier um eine in der Textur so derbe Pflanze handelt, dass diese ja sogar in Barschbecken überlebt. Gleichzeitig sind die Shrimps mit ihren Minischerchen ja alles andere als wehrhaft oder in der Lage irgendwo etwas abzuknipsen.
Die Studie ist interessant, aber für mich eher ein Hinweis darauf, dass so viele Faktoren zeitgleich und mengenrichtig für einen Effekt zusammenkommen müssen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass dies im Aquarium passiert (noch dazu bei einer Pflanze, die nicht einmal geschnitten wurde) zwar nicht 0 aber viel zu gering ist, um hier ernsthaft in Betracht zu kommen.
Dies wird übrigens auch davon untermauert, dass ein Entfernen der Pflanzen ja keine Besserung bewirkt hat.
VG vom Himalaya
Yeti