Hallo Björn!
nach ein paar Infos aus den Artikeln von Karge&Klotz zum Thema Caridina cf. cantonensis muss ich meinen Beitrag hinsichtlich der Art korregieren.
Ich denke man wird dir den "Fehltritt" nich nur verzeihen, sondern die aufrichtige Korrektur hier sogar hoch anrechnen!
Rein wissenschaftlich gesehen handelt es sich bei der Gruppe um
Caridina serrata um eine sehr problematische.
C. serrata wurde ja schon 1925 von Bouvier zu den "zweifelhaften" Arten gestellt. 1999 hat Yixiong Cai die gesamte Artengruppe revidiert und die eigenständige Stellung von
C. serrata bestätigt. Cai hat aber auch klargelege, dass
C. serrata nur auf Hongkong Island vorkommt. Gleichzeitig hat Cai einige neue Arten aus den Süd-Ost chinesischen Raum als neu beschrieben und in die Artengruppe gestellt. Einige davon wurden aber schon 2004 von Liang wieder mit C. cantonensis synonymisiert.
Das Problem bei der Zuordnung unserer Aquarientiere ist, dass sich Tier aus unterschiedlichen Zuchten bzw. Importen morphologisch leicht unterscheiden. Und damit verschienenen Arten der Revisionsarbei von Cai zugeordnet werden müssten. Bei den "Colorbienen" aus der Zucht von Gerd Voss hae ich mal zeigen können, dass sogar männliche und weibliche Tiere nach dem Bestimmungsschlüssel von Cai unterschiedlichen Arten zugeordnet werden müssten!
Damals waren wir taxonomisch aber auch noch nicht so versiert und um auszuschließen, dass diese Problematik nur auf Mess- oder Interpretaionsfehlern von uns Hobbyisten beruhen, habe ich Yixiong Cai einige Tiere zur Bestimmung geschickt. Mit interessantem Ergebnis: Crystal Red wäre nach ihm
Caridina cantonensis, die Bienengarnele (ohne große Zweifel die Naturfarbform der Crystal Red) dagegen
C. trifasciata. Die Tigergarnele hat Cai überraschend als
C. serrata identifiziert. Überrascht ob diesem Ergebnis (die Tigergarnele stammen aus einem südcinesischen Gewässer und
C. serrata sollte ja nur auf Honkong vorgkommen) habe ich die Tigergarnele auch im Labor von Liang bestimmen lassen: laut den Chinesen eindeutig
C. cantonensis.
Die Tiere dieser Artengruppe sind also auch für die Profis nicht ohne weiters zu untzerscheiden/zuzuordnen.
Ganz interessant in diesem Zusammenhang sind nun die Daten einer dritten Arbeitsgruppe: jene von D. Dudgeon von der Univ. Hongkong. Dundgeon und seine Mitarbeiter haben die auf Honkong vorkommenden Arten
C. serrata,
C. trifasciata und
C. cantonensis genetisch verglichen. Mit dem Ergebnis, dass sich
C. serrata,
trifasciata und
cantonensis von einander
weniger unterscheiden als Populationen von
C. cantonensis aus unterschiedleichen Gewässersystemen.
Diese Daten würden nahelegen, dass entweder jedes Fluss/Gewässersystem seine genetisch eigenständige Art beheimatet oder aber etliche der morphologisch eigenständigen Arten der
serrata Gruppe nur als Lokalformen einer recht variablen, weit vebreiteten Art agesehen werden sollten. Diese Ansicht hatte ich vor langer Zeit ja auch schon mal in meinem damaligen Artikel auf den AGW Seiten aufgeworfen. Würde man die fragleichen Arten aber wieder zu einer zusammenfügen, hätte der ältere Name
C. serrata Vorrang vor jenem der in China weit verbreiteten Art
C. cantonensis.
Ich denke damit wird auch klarer, warum wir zum momentanen Zeitpunkt uns außerstande sehen, die Tiere einer der Arten direkt zuzuordnen, sie mit der Bezeichnug
C. cf.
cantonensis in die Nähe der bekanntesten und weit erbreitetsten Art stellen.
Servus
Werner