Moin,
ich weiß nicht, warum auch hier wieder alles über einen Kamm geschoren wird - es scheint ja nur "entweder, oder ..." zu geben. Das funktioniert aber in der Biologie der Natur nicht so.
Zunächst einmal sind "Algen" nicht böse, fressen keine kleinen Kinder und bewahren ein ökologisches System vor dem "Kippen", wenn höhere Pflanzen nicht vorhanden sind oder mangels Wuchs/Masse schlichtweg nicht greifen.
Ich kann aber auch keinen "falsch verstandenen Ehrgeiz" darin erkennen, wenn bei diesem Steckenpferd jemand sein Hauptaugenmerk auf den optimalen Wuchs bestimmter, ihm gefallender höherer Pflanzen setzt und eben den "Algen" nicht die Hauptsichtfläche überlassen möchte. Wer was warum in diesem Hobbybereich betreibt, muss zunächst ihm selber gefallen - wieviel Geld er dafür aufwendet, ist seine private Angelegenheit.
Wenn wir uns jetzt darauf einigen können, dass Begriffe wie "Algen" und "Aquarienpflanze" ebenso aussagekräftig sind wie "leckeres Bier", haben wir eine hervorragende Grundlage für eine weitere Diskussion geschaffen.
Wenn Leute wie Wolfgang eine Düngung in Frage stellen, hat das auch eine gewisse Berechtigung. Unabhängig davon, was mein Ausgangswasser mitbringt, findet selbstverständlich über Futtereintrag und Abbau von Ausscheidungsprodukten eine Düngung des Wassers statt.
Auf einem völlig anderen Blatt steht aber, was dann passiert ... und auch hier wird nur die halbe Wahrheit dann erzählt.
Wenn ich ein entsprechendes Beckenvolumen (oder vielmehr eine Bodenfläche) sowie eine entsprechende Filterung (auch durch "den Boden") habe, können eine ganze Reihe von Stoffen auch den Pflanzen wieder verwertbar zur Verfügung gestellt werden, statt einfach nur auszufallen.
Aber die Stichworte hierfür sind Fulvosäuren, Humine, Huminsäuren/Humate - und das gesamte Edaphon, auch in der Aquaristik. Das ganze spielt nur zusammen, wenn ich mich in diesem Prozess auch dem Alter und der Aktivität des sog. Schlammes zuwende.
Und diese "Kette" auch nur nur Bestand, wenn ich sie nicht durch unintelligente, schnelllaufende Filter unterbreche, die verhindern, dass die Stoffe wieder in Lösung übergehen.
Zu berücksichtigen ist auch, dass eben nicht nur Pflanzen Spurenelemente zehren, sondern auch Mikroorganismen und Bakterien. Sterben diese Bakterien und können diese Stoffe nicht wieder in Lösung überführt werden (siehe den letzten Absatz), fallen sie mehr oder weniger unbrauchbar aus - und werden mitunter durch zwangsläufiges Ausdrücken des Filtermaterials aus dem System entfernt.
Auch das Aufschliessen und die Nutzbarmachung von Nährstoffen aus dem Bodengrund durch pflanzeneigene Chelatoren wie Citronensäure etc. ist richtig, nur ist zu berücksichtigen, dass erstens viele Nährstoffe und Spurenelemente unterschiedlich gut in Wasserpflanzen transportiert werden können und zweitens nicht alle Wurzelzehrer und Wasserzehrer sich diese gleich gut verfügbar machen können.
Also genau das, was "alte Hasen" mit Bodenflutern (Heizkabel), richtig dimensionierten HMF oder Topffiltern (z.B. mit Siporax) und ihren "Mulmecken" machen. Das einzige, was hierbei passieren kann, ist bei geringem Besatz/Fütterung ein evtl. aufkommender Nitratmangel.
"Störe" ich aber dieses System durch das Entfernen eines jeden toten Blattes, der stupiden Bekämpfung des Mulmes, mit einer einsamen Filterpatrone an einem kleinen Blubber-Blasen-TLH oder einem schnelllaufenden Motorinnenfilter, ist mein Boden nicht intelligent besiedelt/durchströmt, ist ganz einfach mein Eintrag zu gering, dann kann es je nach Pflanzenart und -dichte schnell zu Ende sein mit meinen verfügbaren Nährstoffen.
Das ist ja nichts böses und auch kein Muss, je nach verwendeteten Pflanzenarten ... aber es ist ein Kann.
Und dementsprechend kann ich durch Düngung eingreifen. Dazu muss ich aber zunächst wissen, was fehlt. Ich kann es teils durch Messungen ermitteln (ohne über Sinn und Unsinn zustreiten), ich kann es durch Indikatorpflanzen und Beobachtungen z.B. des Wuchses bestimmter Algenarten herausfinden.
Version 1 verschlingt Messreagenzien, Version 2 verschlingt Hirnkapazität und bedingt zumindest eine Auseinandersetzung mit der Materie, ist aber nachhaltiger.
"Alge + Dünger = Alge weg" ist genauso falsch wie "Alge + TWW mit nährstoffarmen = Alge weg" ... ohne Kenntnis der Algenart, der Vorgänge im Becken und der Zusammenhänge nutzt es mir nichts.
Und diese Kenntnisse um die Zusammenhänge haben zumindest was mit Lesen + Erfahrung zu tun, in der Anfangsphase könnten Messungen evtl. unterstützend wirken.
Und auch bei der Düngung gibt es mehr als einen Ansatz ... ich kann sklavisch die (nicht immer zu ermittelnden) fehlenden Nährstoffe & Spurenelemente zuführen, oder ich kann ein jeweiliges "Optimum" eintragen, welches ich von Zeit zur Zeit durch grosszügige TWW "nulle", um die oft beschworene Konzentration bestimmter Stoffe zu vermeiden.
Auch hier: Wer was warum macht, wer wieviel dafür an Geld ausgibt, bleibt doch jedem selbst überlassen, solange der Betroffene darüber nicht jammert, das System funktioniert und das Resultat primär den Betroffenen zufriedenstellt.
Pauschalisiert doch bitte nicht jedes System, jede Pflanzenart, jede Algenart, jedes Becken, jeden Anspruch ... es sind schlicht und einfach Zusammenhänge ...