Bewertungen
Hallo zusammen,
als wir uns die Bewertungskriterien und das Punktesystem ausgedacht haben, ging es besonders um eine gerechte Behandlung aller Teilnehmer.
Ich kenne solche Championate (andere nennen sie treffender Leistungsschauen) aus dem Bereich Aquaristik seit mehr als 25 Jahren, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene.
Anfangs ging man daran, auf die verschiedenen Kriterien insgesamt 100 Punkte zu verteilen, sogar in Halbe-Punkte-Schritten. Was auf den ersten Blick möglicherweise sinnvoll erscheint, weil die Unterschiede bis ins Detail ausgearbeitet wurden, hatte aber in der Praxis zur Folge, dass es nach den Bewertungen, die oftmals eine Momentaufnahme sind (spreizt der Fisch gerade die Flossen, versteckt er sich in einer Ecke), regelmäßig zu Beschwerden kam, denn Züchter A wollte im Nachhinein wisseen, warum er nur 78,5, Züchter XY aber 83,0 Punkte bekommen hatte. Nicht selten hat das dazu geführt, dass die jeweils zu zweit angetretenen Gruppenrichter mit Worten angefeindet wurden und sich diese ehrenamtliche Tätigkeit nicht länger mehr antun wollten.
Ein weiterer Schwachpunkt dieser Bewertungsform ist das klare Herausfeilen von den drei Erstplatzierten in jeder Gruppe durch lediglich zwei Preisrichtern. War man sich uneins, entstand eine Pattsituation, klappte es zu gut, fiel das Wort Parteilichkeit.
Bei den Killifischleiten gibt es sogar eine Europameisterschaft, man musste also Gemeinsamkeiten entwickeln. Da gab es dann zum Beispiel Tendenzen, in Qualitätsstufen zu bewerten, also AA, A, B, C, usw. Diese Methode ist inzwischen auch überholt, würde aber in bestimmten Gruppen beim Garnelen Championat für Verwirrung sorgen, wo eine Klasseneinteilung mit Buchstaben ja bereits verwendet wird, wenn auch nur in Hinsicht auf Zeichnungsvarianten.
Es erschien uns sinnvoll. eine mittlerweile erprobte Bewertungsmethode zu übernehmen, bei der Unterschiede nicht ganz so krass zum Ausdruck kommen. 10 Punkte sind das Maximum, runter geht es dann immer um 0,5 Punkte. So haben es die Preisrichter objektiv etwas einfacher und die Punktefeilscherei unterbleibt (hoffentlich).
Positiv ist es in unseren Augen aber auch, dass es den Gruppenrichtern nicht mehr unbedingt obliegt, die drei Erstplatzierten festzulegen. Sie bewerten einfach jeden Satz durch und haben dann mehr als ein Satz die Höchstpunktzahl (sagen wir mal 9,0 Punkte), gehen hinterher drei Bewerter daran, durch Mehrheitsbeschluss eine Reihenfolge in den Gruppen festzulegen. Bleiben wir bei unserem Beispiel: Es gibt weder einen Satz mit 10 noch einen mit 9,5, dafür aber 7 mit 9,0 Punkten. Dann legen sich drei Bewerter auf die Reihenfolge 1 bis 3 fest (nochmals: das ist eine Momentaufnahme). Die Unglücklichen, die leer ausgehen sehen, dass ihre Tiere durchaus ebenbürtig sind, auch alle anderen erkennen am Punktunterschied zu den Siegern, wie weit ihre Tiere davon entfernt sind.
Wir halten es nicht für klug, weiter in die Tiefe zu gehen. Sicherlich werden wir im Internet jeden Aussteller mit seiner Punktzahl veröffentlichen und man könnte darüber nachdenken, eine Reihenfolge nicht nach Beckennummer sondern nach Punktzahl aufzustellen. Ich bezweifle aber, dass die Printmedien mehr als die jeweils drei Erstplatzierten abdrucken werden.
Was wir jetzt bereits ausschließen können, ist eine Reihenfolge über die Gruppen hinaus, ein Rang 139 wird also niemals ausgewiesen werden, denn dann müsste man Äpfel mit Birnen vergleichen. Man möchte als Züchter einer bestimmten Form doch wissen, wie die Tiere im Vergleich zu denen anderer Züchter da stehen, denn etwas anderes wird ja auch nicht bewertet.
Hinsichtlich der Teilnahme muss sich niemand Sorgen machen, wir sind da ganz zuversichtlich. Sicher war es vielleicht unnötig, so frühzeitig auf die Anzahl der teilnehmenden ausländischen Sätze hinzuweisen. Es hat aber auch etwas mit Achtung und Wertschätzung zu tun, denn Internationalität lebt nicht allein von Lokalmatadoren.
In welcher Qualität diese Einsendungen ankommen, steht dann auf einem anderen Blatt. Sich zu scheuen, mit asiatischen Hobbyfreunden in den Vergleich zu gehen, finden wir etwas bizarr, doch muss das jeder Garnelenfreund für sich selbst entscheiden. Bei jeder Leistungsschau und jedem Championat gibt es mehr hintere als vordere Plätze, insofern dürften solche Veranstaltungen überhaupt nicht mehr zustande kommen, wenn alle so denken würden. Zum Glück ist das ja nicht der Fall.
Viele Grüße
Friedrich Bitter
In frührer