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Wassertemperatur Malili

bergi

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10. Feb 2009
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Garneleneier
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Sehr geehrtes Forum,

hier meine Erstanfrage als Neuling im Forum:

Es wird allgemein geschrieben, für die Sulawesis seien 28-30°C einzuhalten. Das ist natürlich "aquarientechnisch" nicht so der Hit - Schwitzwasser, die Unmöglichkeit, ein offenes Becken zu betreiben, Energiekosten... Ich bin allgemein der Ansicht, dass Aquarien meist zu warm betrieben werden, und dass man bei sehr vielen "tropischen" Arten mit Zimmertemperatur oder zumindest mit kompletter Heizungsabschaltung nachts extrem gut fährt.

Ich bin allgemein Skeptiker, was solche oft abgeschriebenen "Weisheiten" angeht - siehe z.B. die tollen Blaualgentipps, die normalerweise auf "häufig Wasserwechseln" und "weniger Füttern" rauslaufen, was - die Praktiker wissen's - eher kontraproduktiv ist.

Daher meine Frage: habt ihr Erfahrung mit Malilis bei niedrigerer Temperatur? Leben sie wirklich erst bei so hohen Temperaturen richtig "auf"?

Beste Grüße,
Stefan
 
Hallo Stefan,

auch da wird es sicherlich unterschiedliche Ansichten und Erfahrungen geben.
Aus direkten Gesprächen - (also nicht der Bekannte, der jemanden kennt dessen Nachbarn....)
kenne ich jemand, der Kardinal auch schon bei 26°C. nachgezüchtet hat.
Dann wiederum der Chef der Zoohandlung bei mir im Nachbarort, der sagte dass sie Anfangs die Temperatur knapp unter 27°C. hatten und sämtliche Tiere doch seht inaktiv waren.
Meine Pantherschilkröten fressen jeden Tag mit Wärmelampe, Licht, Heizung etc. für knapp 1 Euro Strom, da gönne ich meinen Sulawesi Garnelen auch Ihre 28°C.
 
Hallo,
ich denke man sollte unterscheiden zwischen See- und Fließwasserbewohnern. In Fließgewässer sind oft starke Schwankungen durch Regenfälle (Hochwasser) was Temperatur und Zusammensetzung der Wasser angeht.
In Seen ist das ganz anders, noch dazu in so großen. Hier sind nur ganz minimale Veränderungen, und wenn dann nur ganz langsame. Klar durch das große Wasservolumen.
Demnach sollten die Arten aus den Sulawesiseen schon unter möglichst gleichbleibenden Bedingungen gehalten werden, was iherm natürlichen Habitat sehr nahe kommt.
Wir alle streben doch eine Artgerechte Haltung an oder?;) Und nur weil sie nicht gleich sterben, heisst das noch lange nicht das es ihnen gut geht.
Klasse Jürgen und Ulli!!!
Gruß,
Werner
 
Vielen Dank für die raschen und interessanten Antworten :) !

Ist sicher klar, dass man sich der optimalen Haltung dieser Arten vorsichtig annähern muss, und dass in diesem Stadium kein Raum für irgendwelche Experimente besteht.

Andererseits denke ich z.B. an den Erstimport des iranischen Buntbarsches Iranocichla, der zunächst fehlschlug, weil man versuchte, die hohe Salinität der Herkunftsgewässer im Aquarium nachzuempfinden. Es stellte sich dann bei einem dritten Anlauf heraus, dass die Tiere viel einfacher in ganz normalem Leitungswasser zu halten sind, und der physiologische Stress durch die Salinität die Tiere allgemein empfindlich für jede Zusatzbelastung macht, wie sie durch Transport und Umgewöhnung eben auftritt.

Und hohe Temperaturen plus alkalischer pH sind - wenn wohl auch nicht für die Garnelen selbst - zumindest Stressfaktoren für das Mini-Ökosystem Aquarium (und für den Geldbeutel, aber das ist hier nicht der Punkt).

Wenn ich - irgendwann mal - eine gewisse Menge Nachzuchttiere der Malilis zur Verfügung haben werde, würde ich zumindest mal Versuche in Richtung "Normaltemperatur" und "neutral" anstellen.

Gruß,
Stefan
 
Ich denke es handelt sich um einen nützlichen Richtwert der aber durch Aq-Beobachtungen korrigiert werden kann. Ich pflege z.B. 2 Tylo-Arten (Donnerkeil und eine unbestimmte) deren Fundort wird sehr ungenau mit Pososee oder seltener dessen Zuflüssen angegegeben. Bei beiden Arten pflege ich die Adulten bei 26° und ziehe die Jungtiere bei 20° in einem anderen Becken auf. Ein Jungtier welches ich ausversehen mit in ein neueingerichtetes Becken eingeschleppt habe hat sogar über mehrere Stunden 16° problemlos und aktiv weck gesteckt. Nun kann man sich natürlich fragen wie genau die Fundortangaben bei den Garnelen sind.

Tiere die aus den Zuflüssen stammen werden wohl bei niedrigeren Temperaturen besser aufgehoben sein.
 
Hallo Stefan,
um solche "Versuche" durchzuführen, sollten die Tiere aber vielleicht einige Generationen unter Aquarienbedingungen nachgezogen werden. In der F2 ist das eher fragwürdig wenn man bedenkt, wie lange es gedauert hat bis die Evolution sie unter diesen Bedingen einen festen Platz in den Seen hat einnehmen lassen.

Und schau ein anderes Beispiel, der "Diskus" wird schon so lange in unseren Aquarien gehalten und es gibt ihn in zig Variationen. Aber man braucht immer noch hohe Temperaturen um ihn zu pflegen. Und auch Malawibuntbarsche werden sich meiner Meinung nach nicht so leicht an einen sauren PH-Wert gewöhnen lassen.
Grenzwerte wird es sicher geben, aber wem helfen die??? Den Tieren sicher nicht oder?

Gruß,

Werner
 
Ich habe auch in einem Heft über Garnelen gelesen, dass sich bei eher niedrigeren temperaturen der stoffwechsel etwas herunterschaltet, d.h. dass sie nicht dauerhaft "auf highspeed laufen" (da ja bekanntlich das warme Wasser den Metabolismus hochschraubt) und sich dadurch die Lebenserwartung der Tiere durchaus verlängern kann.
 
Das ist sicher richtig, auch Diskusfische bekommen Probleme mit dem Stoffwechsel (Verdauung) bei niedrigeren Temperaturen, sie werden anfällig für Parasiten und somit früher oder später krank.
Aber ob das die Lebenserwartung verlänger wage ich zu bezweifeln.

Gruß,
Werner
 
Deswegen soll man die Temperatur auch nur um einen gewissen grad absenken und nicht bis die Tiere daran eingehen ;)
 
Ja wie gesagt, sicher machbar. Aber wem ist damit geholfen, die Tiere "anders" zu halten als sie nunmal in der Natur leben? Dem Geldbeutel?
Da meine ich, sollte man die Finger von solchen Tieren lassen und sich welche zulegen die bei Zimmertemperatur zu pflegen sind.

Gruß,
Werner
 
Hallo Werner,

vielen Dank für deine Überlegungen. Nur noch ein paar Gedanken:

zur "blanken Theorie" hinter meiner Anfrage: "Das ökologische Optimum entspricht gewöhnlich nicht dem physiologischen Optimum" - das heißt, dass Arten oft unter Bedingungen, die von denen in ihrem natürlichen Lebensraum abweichen, z.B. länger leben, größer werden, oder sich stärker vermehren können, wenn sie nicht unter dem Konkurrenzdruck von anderen Arten stehen.
Das Problem dabei ist natürlich herauszufinden, welche Abweichung welcher Faktoren sich günstig auswirkt...

zur "Aquarienpraxis": ich finde es einfacher, ein kühleres Becken mit niedrigerem pH biologisch einigermaßen stabil zu betreiben, z.B. mit gutem Pflanzen- und Algenwuchs, der wiederum Wasserqualität und Garnelen zugute kommt. Wenn das nicht hinhaut, und z.B. eine Blaualgenplage aufkommt, sind die Garnelen nicht unmittelbar gefährdet, aber ernste Gefahr droht, wenn man durch verschiedenste Maßnahmen versucht, die Blaualgen in den Griff zu bekommen (oder gar verzweifelt und "hinschmeißt"). Garnelen ernähren sich in der Natur z.B. sehr häufig von Kieselalgen (Diatomeen), und die wachsen zumindest bei mir vor allem in biologisch stabilen Becken.

Aber auch das ist natürlich Theorie, zumindest was die Malilis angeht - daher meine Frage, ob vielleicht schon jemand (wenn auch ev. zufällig - Heizerausfall...) Erfahrung in dieser Richtung gesammelt hat...

Gruß,
Stefan
 
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