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Nitrat ohne vorherigen Nitrit-Peak?

Bimml&Bomml

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Hallo zusammen,

ich habe eine kleine Verstaendnisfrage:
in unserem Becken, eingerichtet und befuellt vor ca. einer Woche, hatten wir bisher keinen hohen Nitritgehalt (0,05 bis 0,15, taeglich 1x gemessen).
Das Nitrat lag jedoch am ersten Tag bei <0,5, am 2. Tag bei 5 und am 5. Tag bei 30.

Das erschliesst sich mir nicht so recht.
Sollte Nitrat nicht durch Nitrit gebildet werden?

Am ersten Tag haben wir jeweils 1ml NPK und Eisenvollduenger hinzugefuegt, am 5. Tag nochmal das gleiche. Da sollte, wenn ich mich nicht irre, nicht ansatzweise so viel Nitrat dabei gewesen sein.

Des weiteren habe ich gelesen, dass es Soil gibt, der Ammonium abgibt.
Darin sehe ich die Loesung meines Raetsels aber auch nicht.

Koennt Ihr mir mal auf die Spruenge helfen?

Naeheres zum Setup:
Shirakura Red Bee Sand
New-Zealand-Stone
Destilliertes Wasser mit Bee Shrimp Mineral GH+
NPK- und Eisenvollduenger von Aqua Rebell
1-2-Grow! Nadelsimse
Starterbakterien (Nite Out und Special Blend von Microbe Lift)
Aktuell kein Besatz

Woher kommt also das Nitrat? :arrgw:
Gespannte Gruesse;
Bimml
 
Hallo,

ich wundere mich etwas, dass du dir das Nitrat in deinem Becken nicht erklären kannst, denn in den Produktinformationen bzw. Shopbeschreibungen, der von dir verwendeten Zusätze und Materialien, steht es doch sogar wörtlich drin:

Hier einige Schlaglichter zu Microbe Lift Nite out:

"Die Kulturen von Nite-Out II enthalten lebende Nitrifikanten, um die toxische Wirkung von Ammonium/Ammoniak und Nitrit im Aquarium zu beseitigen."

"Die nitrifizierenden Bakterien von Nite-Out II enthalten Stämme von Nitrosomonas, Nitrospira und Nitrobacter. Nitrosomonas oxidieren Ammonium/Ammoniak zu Nitrit und Nitrobacter und Nitrospira oxidieren Nitrit zu Nitrat."

"MICROBE-LIFT® Nite-Out II enthält lebende u. speziell für das Süß /- und Meerwasseraquarium entwickelte Bakterienstämme von Nitrosomonas, Nitrospira u. Nitrobacter, welche einen schnellen Abbau von Ammonium u. Nitrit gewährleisten..."

Hier eine Aussage des Herstellers über Microbe Lift Special Blend:

"MICROBE-LIFT® Special Blend enthält lebende, photosynthetische, aerobe, fakultativ anaerobe, anaerobe, und chemosynthetische Bakterien, die äußerst nützlich sind, um ein ökologisches Gleichgewicht im Aquarium zu erzielen. Diese Bakterien verwenden Sonnenlicht als Energiequelle und erledigen dennoch die Arbeit der aeroben heterotrophen Filter-Bakterien."

Ergo:
Wenn du quasi deine Filterbakterien instant aus der Flasche ins Becken kippst, sind natürlich auch schon die Bakterien dabei, die aus Nitrit Nitrat machen. Im richtigen Leben sind die nitritabbauenden Bakterien der Gattung Nitrobacter nur deutlich später dran, weil es noch kein Nitrit gibt, welches sie abbauen können. Das muss erst aus Ammonium durch die Bakterien der Gattung Nitrosomonas gebildet und somit für die Nitrobacter bereitgestellt werden.
Das erklärt auch die zeitlich Abfolge, die normalerweise beim Einfahren eines Beckens zu beobachten ist.

Eigentlich hätte ich jetzt gedacht, dass du die genannten Zusätze um den Benefit des sofortigen Vorhandenseins aller Nitrifikanten zu nutzen ins Becken getan hast, da das ja eigentlich der Daseinzweck dieser Bakterienzusätze ist.:?:


Des weiteren habe ich gelesen, dass es Soil gibt, der Ammonium abgibt.

Naeheres zum Setup:
Shirakura Red Bee Sand
New-Zealand-Stone
Destilliertes Wasser mit Bee Shrimp Mineral GH+
NPK- und Eisenvollduenger von Aqua Rebell
1-2-Grow! Nadelsimse
Starterbakterien (Nite Out und Special Blend von Microbe Lift)
Aktuell kein Besatz

Hierzu gibt es folgende Information:
"Shirakura Red Bee Sand enthält keine Düngezusätze und ist somit für Garnelen absolut ungefährlich......"

Ein per se ungedüngter Soil ist somit nicht die Quelle für Nitrat.


1-2-Grow! Nadelsimse

Hier handelt es sich um in-vitro kultivierte Pflanzen, die auf einem Agar-Nährboden gezogen werden. Beim Agar-Agar handelt es sich chemisch um ein Gemisch aus Agarose und Agaropektin. Das sind beides Polysaccharide, die keine Bestandteile enthalten, aus denen Nitrat hervorgehen kann. Allerdings haben die Pflanzen in Kultur ja auch von etwas leben müssen, weshalb dem Agar Mikro- und Makronährstoffe zugegeben werden müssen. Da ich jetzt mal davon ausgehe, dass man den Agar bei feingliedrigen in-vitro Pflanzen auch nit zu 100% abbekommt, wird wohl über diesen Weg auch eine minimale Menge an Nitrat ins Becken gelangen, was aber im Hinblick auf die üblichen Beckengrößen vernachlässigbar erscheint. Es kann eben einfach ein minimaler Bestandteil der Gesamtmenge sein, der für sich genommen weit unter der Messgrenze aquaristischer Tests liegt.

Am ersten Tag haben wir jeweils 1ml NPK und Eisenvollduenger hinzugefuegt, am 5. Tag nochmal das gleiche. Da sollte, wenn ich mich nicht irre, nicht ansatzweise so viel Nitrat dabei gewesen sein.

Wieviel das letztendlich in der Nitratbilanz ausmacht, hängt von der Nettowassermenge des Aquariums ab. Da aber 2mL NPK von Aquarebell auf 50L Wasser nur eine Konzentration 1mg NO3 /L erzeugen, sind die gemessenen Werte sicher nicht dem Dünger geschuldet. Er hat mitgespielt und seinen Teil beigetragen, aber er ist mit Sicherheit nur in einer Nebenrolle tätig.


Insgesamt kann ich nur immer wieder raten (und ich weiss, dass ich damit auch nervig sein kann), die Geräte, Produkte und Verfahren, die man zur Anwendung bringen will immer im Vorfeld zu hinterfragen und den individuellen Nutzen, aber auch die Gefahren und Fehlerquellen im Betrieb für das eigene Projekt abzuklären. Danach sollte man die Entscheidung treffen, was man wann, wofür einsetzt und wie man auftretende Beobachtungen vor diesem Hintergrund bewerten will/muss.Denn daraus leiten sich letztendlich die dann ggf. notwendigen Reaktionen ab.

Denn der o.g. Nitratwert ist vor dem Hintergrund des Setups und der Maßnahmen absolut erklärbar und es würde eher verwunderlich sein, wenn andere Beobachtung zu machen wären.
Ohne das Setup und die genannten Maßnahmen wäre der gemessene Nitratwert und die Zeitspanne bis zu seinem Auftreten ein deutlicher Anlass nach Gründen zu suchen.

VG vom Himalya
Yeti (der mal wieder seine Mittagspause im GF verbracht hat)
 
Huhu Yeti,

bist Du noch zu haben?!
Ich wuerde mich direkt auf den Weg zum Himalaya machen, um Dich abzuholen.

Schwer verliebte Gruesse;
Bimml :tt1:

P.S.: Spass beiseite, Deine Antwort ist ultimativ aufschlussreich. Danke fuer die Muehe!
Ich muss noch ein bisschen was erledigen, ehe ich Dir ausfuehrlicher antworten kann, aber das wollte (musste!) ich schnell loswerden.
 
So ein Mist, und ich dachte ich müsste mich nur vor dem Messner hüten, der immer in meinem Vorgarten rumkraxelt. :leaving:
 
Huhu Yeti,
Huhu stille Mitleser,

den Vorgang der Nitrifikation hatte ich (in groben Zuegen) durchaus schon vor meiner Themeneroeffnung verstanden.
Ammonium wird zu Nitrat, als Zwischenschritt entsteht Nitrit.
Nitrosomonas sind fuer die erste Oxidation zustaendig, Ammonium -> Nitrit,
Nitrobacter oxidieren dann Nitrit -> Nitrat.
Zwischenschritte und Zwischenprodukte gibt es bestimmt auch noch, das soll hier wirklich nur eine grobe Zusammenfassung sein.

Worueber ich mich nun gewundert habe, ist das (ziemlich ausgepraegte, wie ich finde) Vorhandensein von Nitrat, ohne vorheriges Aufkommen von Nitrit.
Wie gesagt, gemessen habe ich Nitritwerte zwischen 0,05 und 0,15, da erschloss sich mir der Nitratwert von 30 nicht so recht.

Vielleicht Nitrat selbst zugefuegt?

Alle verwendeten Produkte wurden direkt auf ihre Nitrathaltigkeit ueberprueft:
  • Im Duenger habe ich welches gefunden, wenn auch nur in sehr geringen Mengen.
  • Dass der SRBS ungeduengt ist, war fuer mich (abgesehen von sehr positiven Aeusserungen darueber in diversen Quellen) kaufentscheidend. Garnelen vor Pflanzen. Dass es Soil gibt, der Ammonium freigibt, habe ich viel spaeter erst aufgeschnappt, naemlich im Zuge meiner Recherche bzgl. des 'unerklaerlichen' Nitratwerts. Ich hatte das so interpretiert, dass es bei jedem (oder fast jedem) Soil dazu kommen kann, dass er Stoffe abgibt, die eigentlich nicht beabsichtigt sind. Vielleicht produktionsbedingt, oder weil es eben (wenn auch nur in Bezug auf die Ausgangsstoffe) Naturprodukte sind. Da passieren eben manchmal Dinge.
  • Bei den Pflanzen haben wir bewusst auf ein Produkt zurueckgegriffen, dass in vitro produziert wurde. Wir hatten mal weitaus mehr Arbeit mit Blasenschnecken als mit den Garnelen, das brauchen wir nicht wieder :no: Da wir das Substrat fein saeuberlich entfernt haben (gewiss nicht rueckstandlos, ist klar, aber wirklich ordentlich), ging ich auch nicht davon aus, dass das (ausschlaggebend) was mit dem Nitrat zu tun haben koennte.

Habe ich also einfach nur die Geschwindigkeit der Ablaeufe unterschaetzt?
Gab es (vermutlich, wir sind ja alle keine Hellseher) einen erhoehten Nitritwert, den ich nur deshalb nicht entdeckt habe, weil ich in diesem Zeitfenster keine Messung vorgenommen habe? Wie gesagt; ich habe 1x am Tag gemessen, immer in den Abendstunden.

Bei unserem ersten Becken, vor etlichen Monden (2013), haben wir auch Starterbakterien verwendet. Damals welche, die gekuehlt werden mussten, wenn ich mich recht entsinne.
Damals war es nicht so, dass die kleinen Biester so schnell messbare Ergebnisse geliefert haben. Das kompletten Becken-Setup war aber auch nicht vergleichbar.
Ehrlich gesagt bin ich ziemlich ueberrascht davon, dass die aktuell verwendeten Produkte so effektiv zu sein scheinen.
Was in der Produktbeschreibung so steht, naja, ist ja meist in abgeschwaechter Form zutreffend, um es mal milde zu formulieren.
Daher dachte ich, dass vielleicht ein Bruchteil der beigefuegten Population ueberhaupt erst im Becken Fuss fassen kann, geschweige denn laengere Zeit ueberleben und effektiv arbeiten.

Ist es wirklich so, dass ich jetzt quasi direkt das Becken besetzen koennte?
Nein, das haben wir nicht vor, allein schon aus egoistischen Gruenden: die Fummelei mit der Nadelsimse mag ich ungern wiederholen, weil kleine Hobbygaertner an den noch-nicht-so-toll-verwurzelten Pflaenzchen rumpiddeln:xmas:

Meine Vermutung geht aber auch in die Richtung, dass es durch einen Anstieg des Keimdrucks (naemlich spaetestens beim Besatz mit Tieren) zu einem Ungleichgewicht kommt, dem die aktuell vorhandenen Bakterien eventuell nicht gewachsen sind. Richtig?
Wobei vom Hersteller empfohlen wird, bei Neubesatz 10ml Nite Out auf 100L hinzuzufuegen, vermutlich um eben dieses Ungleichgewicht abzupuffern.
Andererseits wird auf der Flasche aber auch empfohlen, besagte 10ml auf 100L bei jedem Wasserwechsel hinzuzufuegen.
In meinen Augen wirkt das wie ein Versuch, moeglichst viel von dem Produkt verkaufen zu koennen. Warum bei jedem Wasserwechsel, ohne Neubesatz, neue Bakterien hinzufuegen, wenn sich eine stabile Population im Filter/Aufwuchs/Bodengrund gebildet hat?
Oder bin ich da wieder nur zu skeptisch Anbietern gegenueber?

Liebe Gruesse;
Bimml
 
Hallo Bimml,

wie Yeti schon ausgeführt hat, wird der NPK Dünger und die Reste vom Düngegel der Invitropflanzen nicht groß was beigetragen haben.

dass der Red Bee Sand nicht "zusätzlich" gedüngt ist, ist ja richtig. Allerdings Handelt es sich bei Soil um ein Naturprodukt. Und zwar um gebrannte Erde. Dementsprechend sind natürlich auch Nährstoffe enthalten.

Ausszug aus der Offiziellen deutschen Red Bee Sand Seite der Logemänner:
"Insgesamt zeigt die Bodenanalyse, dass der Red Bee Sand nicht nur ideal für die Garnelenhaltung, sondern durch den Anteil an natürlichen Nährstoffen auch sehr gut als Bodensubstrat für Pflanzenaquarien geeignet ist.
Durch Bestandteile von organischen Substanzen in den verwendeten Erden, kommt es bei Neueinrichtung während der "Einlaufphase" zu messbaren Ammoniumwerten von ca. 0,10 - 0,35 mg/l. Diese Werte sind für Garnelen unbedenklich und werden durch die sich entwickelnden Bakterien vollständig abgebaut."
Da hast du deine Quelle für das Nitrat. Meiner Meinung ist genau dass auch was Soilbecken schnell zu einem stabilen Becken macht. Da ist ausreichend Futter für Bakterien da, damit diese sich zu einem großen stabilen Stamm entwickeln können. In einem Kies Becken werden sich daher die Bakterien nicht so gut vermehren wenn man nicht nachhilft. Was dann oft dazu führt, dass wenn die ersten Tiere einziehen und angefangen wird mit Füttern die Probleme losgehen. Ich helfe da immer mit Nitrat Dünger nach welcher Urea(Ammoniumnitrat) enthält.
Das ist nämlich das nächste Thema, wenn kein Ammonium vorhanden ist, bringen Starterbakterien nichts. Wenn nix zu knabbern da ist, sterben sie weg.

Dass sich da keine nennenswerte mengen Nitrit oder gar ein Nitritpeak gezeigt hat, liegt mit größter Wahrscheinlichkeit am NiteOut. Die enthaltenen Bakterien, die das Nitrit zu Nitrat umwandeln, arbeiten schnell genug, dass es sich gar nicht erst ansammelt.

Bei unserem ersten Becken, vor etlichen Monden (2013), haben wir auch Starterbakterien verwendet. Damals welche, die gekuehlt werden mussten, wenn ich mich recht entsinne.
Damals war es nicht so, dass die kleinen Biester so schnell messbare Ergebnisse geliefert haben.
Es gibt wenige Starterbakterien Produkte die wirklich funktionieren. Nite Out ist da eines der wenigen, dass wirklich sehr gut funktioniert. Wenn sie zu lange oder zu warm gelagert oder Transportiert(in so nem DHL LKW und Auslieferwagen sind im Sommer im Laderaum locker 60°C+. Das reicht dicke um die Bakterien zu plätten) wurden, sind die Bakterien darin schon hinüber. Die Produkte sollen gekühlt gelagert werden. Die meisten werden aber zum Händler oder zu dir nach Hause ungekühlt geliefert.
Bei Söll z.B. weiss ich dass die Baktinetten beim Händler in einer Kühlbox mit Kühlakkus angeliefert werden.

Viele Grüße,
Markus
 
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