Die Empfehlung von 10-15 Tieren für den Anfang ist sicherlich sinnvoll. Wie viele Tiere Du insgesamt in 30 Liter halten kannst, hängt von mehreren Faktoren ab: Struktur des Beckens, Filterung und Bepflanzung etwa. Wenn Du neben den Garnelen noch andere Tiere halten möchtest, ist das natürlich auch von Bedeutung für die Frage des Gesamtbesatzes. Als Faustformel habe ich mal etwas von 1 Garnele pro 0.5 Liter Wasser gehört, aber so pauschale Angaben sind immer mit Vorsicht zu genießen.
Zur Frage der Artenvielfalt ist der erste wichtige Hinweis, nämlich derjenige auf die Kreuzungstabelle bereits gegeben. Dabei muss man natürlich ehrlicherweise sagen, dass es ohne weiteres möglich ist, sich kreuzende Arten zu halten. Den Tieren macht es nichts aus, wenn in den nahwachsenden Generationen keine Farbvielfalt mehr zu erkennen ist. Die Haltung von Kreuzungsgarnelen widerspricht aber meist den Interessen des Halters, eben weil wie erwähnt die Farben zurückgehen und Du zudem für Hybriden kaum Käufer/Abnehmer finden wirst, wenn die Population ingesamt zu groß für Dein Becken wird. Gerade bei 30 Litern empfiehlt es sich daher, auf die Kreuzungstabelle genau zu achten.
Nicht kreuzende Arten lassen sich meines Erachtens ohne weiteres zusammenhalten. Du wirst hier im Forum, wie auch schon in der ersten Antwort, vielfach das Stichwort "Verdrängung" lesen. Ich habe dazu mehrere Diskussionen hier verfolgt, ohne dass für mich überzeugend oder auch nur nachvillziehbar dargelegt worden wäre, worin diese Verdrängung in einem kontrollierten Becken eigentlich bestehen soll.
Überlicherweise werden zwei Schlagworte angeführt: (1) die eine Art vermehrt sich schneller als die andere und (2) die Ähnlichkeit der weiblichen Sexuallockstoffe führt zu geringeren Fortpflanzungsraten.
Das erste Argument ist überzeugend, wenn man davon ausgeht, dass die Vermehrung nicht kontrolliert wird und der zur Verfügung stehende Raum begrenzt ist. Wenn man etwa von einer Maximalzahl von 60 Tieren ausgeht, würde ide produktivere Art diesen Wert schneller erreichen und bei "frei" werdenden Plätzen diese schneller besetzen können. Dieser Effekt findet aber sein Ende, wenn der "Überschuss" der produktiveren Art durch Selektion oder sonstige Herausnahme begrenzt wird.
Das zweite Argument überzeugt mich bereits theoretisch nicht. Das von einem artfremden Weibchen zu Unrecht angelockte Männchen hört doch nicht auf, sich fortpflanzen zu wollen. Ebensowenig blockiert es das paarungsbereite Weibchen für ein anderes artgleiches Männchen.
Theoretische Argumente für das Artbecken sehe ich demnach nicht, mit einer Ausnahme: in sehr kleinen Becken (12 Liter und weniger) könnten pro Art nur noch so wenige Tiere gehalten werden, dass die Vermehrung einfach durch die geringe Zahl potentieller Elterntiere schwierig werden könnte. Dieses Problem solltest Du aber bei 30 Litern nicht haben.
Dass Du natürlich darauf achten musst, dass die verschiedenen Garnelenarten von den Haltungsbedingungen zueinander passen, wurde bereits erwähnt.
Die Überlegungen zur theoretischen Möglichkeit, zwei Arten zu halten, gelten natürlich auch für drei oder mehr Arten. In einem 30-Liter-Cube würde ich mich allerdings dennoch auf höchstens zwei Arten beschränken: zum einen sollte jede Zuchtgruppe die Möglichkeit haben, auf das doppelte bis dreifache der Ausgangszahl anzuwachsen, was bei dem geringen Gesamtraum für zwei Arten noch unproblematisch ist, ab drei Arten aber zum Problem werden könnte.
Daneben gibt es ein ästhetisches Argument, dass ich gern mit dem Satz umschreibe, "bunt ist keine Farbe". Damit will ich sagen, dass die Wirkung eines Tieres erheblich stärker ist, wenn es in einer größeren Gruppe gehalten wird, als wenn viele kleine Gruppen aufeinandertreffen. Zwei optisch signifikant unterschiedliche Arten sind ein effektvoller Kontrast, drei ein Sammelsurium. Das ist aber letztlich natürlich eine Geschmacksfrage.