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Experimente und Erfahrungen mit Braunkohle?

DocExtraBeam

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Hallo,

ein Thema über das ich in der Vergangenheit oft gestolpert bin, ist der Einsatz von Braunkohle in Aquarien und der professionellen Fischzucht.

Aktivkohle als Filtermedium findet oft Anwendung und sich duzendfach in jedem Zoofachgeschäft mit Aquaristikabteilung. Spannend ist der Einsatz von Kohle aber, denkt man in Richtung Huminstoffe und deren antibakterielle Wirkung. Hier habe ich bei meinen Recherchen nicht nur auf grosse Energiekonzerne eingetragene Patente zur Bekämpfung von Fadenalgen mit Hilfe von Produkten aus der Braunkohletagebau gefunden, sondern auch diverse Forschungsberichte über den Einsatz von Braunkohle in professionellen Zuchtanlagen (Fischzuchten für Lebensmittelproduktion).

Auch hier kam das Thema ab und an mal ein wenig an die Oberfläche. Also ... wer kann (und möchte) hier ein wenig berichten? :) Vielleicht ist das Thema für gestandene Aquarianer ein total lahmer Hut, ich fand es nur immer wieder spannend und für mich neu. :)

Über ein paar mehr Infos aus der Praxis und oder sogar eine anständige Diskussion dieses Themas würde ich mich sehr freuen!

Liebe Grüße aus der herbstlichen Hauptsadt

Marcus
 
Hey Marcus und Florian,

danke für die beiden Links und die Infos! Ich denke, dass man Braunkohle nicht ganz bedenkenlos einsetzen kann, da dieses Material einen erhöhten Gehalt von Schwefel (0,7 - 3 %) und metallischen Verbindungen enthält.
Irgendwo hatte ich diesbezüglich auch einen Link, aber ich finde ihn grade nicht...
Ergo: Ohne Aufbereitung geht da in meinen Augen nichts. Gerne lasse ich mich aber auch wiederlegen. ;)

Als Alternative fällt mir hier wieder Torf ein. Im Endeffekt (bezogen auf die pH Senkung) wirst du damit wahrscheinlich günstiger wegkommen. Allerdings wird ein Torf nicht die algenhemmende Wirkung erzielen, die beispielsweise von Aktivkohle, oder dem erwähnten Xylit (was ja auch nur eine niedrigmetamorphe Kohle ist).

Interessantes THema! Bin gespannt, was noch kommt.
Viele Grüße,
Philip
 
Heyas Philip,

danke für das Feedback. Sonst keiner mehr? Hmm? Go! ;)

Marcus
 
Hi

Da Braunkohle aus Wäldern entstanden ist, d.h. aus Pflanzen, sind darin nicht mehr Schwefelverbindungen enthalten als in jeder Pflanze. Erst beim Verbrennen wird daraus das schädliche SO2. Und die "Metalle", die in der Braunkohle stecken, sind ebenfalls die, die wir auch in lebenden Pflanzen vorfinden: Ca, Mg, K. Alles andere sind Spurenelemente. Und wir dürfen ja davon ausgehen, dass es vor 50 Mio Jahren noch keine Umweltverschmutzung gab. Ich bin in der Nähe von Köln in einem See im ehemaligen Braunkohletagebau herum geschnorchelt: er war durchweg 1,5 Meter tief, glasklar, es lebten Fische darin und der Boden war mit der Pionierpflanze Chara (Armleuchteralgen) bedeckt. Irgendeine negative Auswirkung der darin liegenden Braunkohle war nicht zu erkennen.

MfG.
Wolfgang
 
Hallo Wolfgang,

Es stimmt nicht, dass genau so viel Schwefel drin ist. Durch Kompaktion und Metamorphose werden alle Bestandteile angereichert. Außerdem liegt ein großer Teil des Schwefels ist als Oxide an Eisen gebunden. Nicht selten findet man das Mineral Pyrit als schöne Kristalle in der Kohle. Schwefeloxide sind wasserlöslich und reagieren zu schwefliger Säure.
Ich werde am Montag nochmal nach dem Link suchen und dann die entsprechenden Elementdaten posten. Spurenelemente sind immer relativ. Wie gesagt. Durch Metamorphose, Laugung des Grundwassers und ähnliche Prozesse werden Schwermetalle angereichert.

Viele Grüße,
Philip
 
Hi Philip

Kompaktion und Metamorphose reichern an, können aber nicht den ursprünglich vorhandenen Stoff vermehren, nur konzentrieren. Übrigens ist ja im gleichen Maße der Brennwert gegenüber dem Ausgangsstoff Holz pro Gewichtseinheit vermehrt worden. Durch Einschwemmung ist in die Kohle Eisen mit Sicherheit reingekommen. Schließlich haben wird über der Braunkohle meistens Sandschichten, die gelblich sind, also Eisen enthalten. Aber diese Eisenoxidhydrate sind nicht toxisch, weil schwerlöslich. Aus diesen Schichten beziehen wir unser Grundwasser, was zwar enteisent wird, aber nur des Geschmacks wegen und damit in Wanne oder Waschbecken keine braune Flecke entstehen.
Wenn Eisen mit Schwefel verbunden ist, so sind das Sulfide und keine Oxide, und die sind außer in stärkeren Säuren unlöslich: Sonst gäbe es keine sulfidischen Erzlagerstätten. Aber der in jedem fossilen Brennstoff mehr oder minder enthaltene Schwefel wird erst bei der Verbrennung der Kohle zu SO2 Schwefeldioxid. Davon, dass man Braunkohle ins Wasser legt, wird kein Schwefel und auch keine Schwefelverbindung frei, da sie nämlich extrem wasserunlöslich sind.
Eine Elementaranalyse sagt doch absolut nicht darüber aus, in welcher Verbindung sie in der Kohle vorliegen. Entscheidend ist zuerst mal die Löslichkeit: schwerlösliche Verbindungen kann man als ungiftig ansehen. Dann ist aber auch die Menge, die jederzeit im Wasser ist, entscheidend. Auch der pH Wert ist für die Löslichkeit von Bedeutung. Ein bei pH 8 praktisch unlöslicher Stoff kann bei pH 4 so löslich sein, dass er toxisch wird.
Es wird leider aus Unkenntnis zu viel verallgemeinert. Ich kann Quecksilber essen, darf aber nicht seine Dämpfe einatmen, sein Chlorid ist sogar hochgiftig. Schwefel ist ungiftig, Schwefeldioxid ist erstickend/ätzend, Schwefelwasserstoff ist so giftig wie Blausäure. Metallische Sulfide werden in der Magensäure gelöst, wobei evtl. giftige Chloride und Schwefelwasserstoff entsteht (den man aber meist durch Rülpsen los wird) Aber das sind alles keine Szenarien, die die Verwendung von Braunkohle im Aquarium problematisch machen würden, jedenfalls nicht mehr, als wenn ein Raucher mit der Hand ins Wasser langt. Da ist wahrscheinlich sogar toxischer.

MfG.
Wolfgang
 
Hallo Wolfgang,

also eine Anreicherung pro Raumeinheit ist für mich eine Konzentration. Ist wie beim Gulasch kochen. Das Salz kommt auch erst nach dem EInkochen rein, sonst wirds zu arg.
Schließlich haben wird über der Braunkohle meistens Sandschichten, die gelblich sind, also Eisen enthalten. Aber diese Eisenoxidhydrate sind nicht toxisch, weil schwerlöslich. Aus diesen Schichten beziehen wir unser Grundwasser, was zwar enteisent wird, aber nur des Geschmacks wegen und damit in Wanne oder Waschbecken keine braune Flecke entstehen.
Habe ich auch nicht behauptet, ich habe nur gesagt, dass Schwefel oft in Verbindung mit Eisen auftritt. Leg dir mal eine Pyritknolle etwas länger bei höherer Luftfeuchte auf ein Regal. Bei mir hat sich eine kleine schwarze Vertiefung gebildet, die von entstehender schwefeliger Säure herrührt.
Elementater Schwefel ist tatsächlich neutral zum Wasser. Immerhin gibt es ja Schwefel-Nitrat Filter. ABER Schwefel liegt nicht elementar in Braunkohle vor, sondern oft als Oxid.
Sicher sagt eine Elementanalyse nichts aus, aber würdest du Wasser mit einem erhöhten Blei, Uran und was weiß ich Gehalt trinken? Ich nicht. Da Grundwässer durch Humine in der Kohle oft mal recht sauer sind, werden Elemente mobilisiert und aus und umgelagert. Ich habe in meinem Becken zum Beispiel einen sehr niedrigen pH und möchte so ein Risiko einfach nicht eingehen.

Es wird leider aus Unkenntnis zu viel verallgemeinert.
Jip... Ich werde nie Quecksilber essen, weil irgendein möchtegern Humanmediziner das mal geschrieben hat. In meinem Magen ist zum Beispiel nen bissl Salzsäure. Du schreibst ja selbst, dass die Chloride bissl giftig sind.
Metallische Sulfide werden in der Magensäure gelöst, wobei evtl. giftige Chloride und Schwefelwasserstoff entsteht (den man aber meist durch Rülpsen los wird)
Sorry, aber das Argument zieht so garnicht... Alles ist giftig, es kommt nur auf die Konzentration an und da man das bei irgendeiner Kohle nicht gleich die Summe aller Oxide Sulfide und soweiter erkennen kann... Vorsichtig mit Veralgemeinerungen aus Unkenntnis.
Mag ja sein, dass der See vor deiner Haustür ein Beispiel für ungefährliche/problemlose Kohle-Grundwasserinteraktion ist, aber einige Tagebaue in China und Alaska beweisen das Gegenteil. Badlands...

Ich merke, dass hier zwei verschiedene Meinungen aufeinander prallen. Im Endeffekt muss das jeder für sich entscheiden und ich kann nur das sagen was in einschlägigen Lehrbüchern vermittelt wird.

Sorry, ich habe grade keine Zeit ausführlicher zu antworten.
Philip
 
Hi, würde dieses Thema gerne nocheinmal hochschieben.
Da ich noch 2 Pakete Braunkohle für den Kamin übrig habe. :)
Habe auch bereits mittels Torfkanone Wasser aufbereitet..... nun kam mir in den Sinn ob man einfach so ein Braunkohlebrikett ins Becken legen könnte.
a) könnte ich mir vorstellen das es sehr dekorativ aussieht, auch wenn es später bewachsen wird
b) dürfte es ja den PH-Wert auch runterziehen, könnte man den Effekt vergleichen mit diesen Soil was ja viele hier verwenden? Also anstatt den teuren Soil einfach ein Brikett ins Wasser :)
Nun, ist mir natürlich klar das es so einfach wohl nicht ist.....
Aber als Anfänger ohne Hintergrundwissen, scheint mir das erstmal recht interessant.
Hat hier jemand sowas oder ähnliches bereits ausprobiert?
 
Hi, ausprobiert noch nicht. Aber ich verfolge seit 3 Jahren japanischen Züchter welche Braunkohle (Lignite Chips/Rocks) als Deko und Filtermedium verwenden.
Die breite Masse verwendet diese aber nicht. Wäre toll wenn du deinen Mut in den Dienst der Wissenschaft stellen würdest.


VG
 
Ja, das könnte passieren das ich den Mut finde :)
Habe bisher ein 200 Ltr. und 20er (läuft grad ein).
Will mir aber noch 2 x 20er oder 2x30er holen. Eigentlich hatte ich vor hierdrin zu selektieren etc. und wollte erstmal beide Becken dann identisch aufbereiten.
Dann dachte ich mir jeweils in einem Becken immer nur eine Kleinigkeit zu erändern um zu sehen was ich ändert. Verbessert oder verschlecht in jeglicher Hinsicht.
Ich könnte natürlich tatsächlich eines der BEcken mit einem Braunkohlebrikett besetzen. Fände das schon ziemlich interessant. Werde mich dann wohl dazu mal bißchen über Google einlesen.
Hab aber noch gar keine Ahnung ob ein ganzes Brikett für ein 20er oder 30er bereits viel zu viel ist. ob eher ein Viertel zum Start ausreichen sollte oder es sogar 2 ganze Briketts notwendig sind. Naja, vielleicht einfach klein anfangen und dann die Menge erhöhen. Dazu brauch ich aber erstmal 2 BEcken :D
Wenn das alles so kommen sollte werde ich aber selbstverständlich ein neues Thema aufmachen und ausführlich berichten!
 
Hi

@Eric: Da ich noch 2 Pakete Braunkohle für den Kamin übrig habe. :)
Habe auch bereits mittels Torfkanone Wasser aufbereitet..... nun kam mir in den Sinn ob man einfach so ein Braunkohlebrikett ins Becken legen könnte.

Zunächst einmal sind Braunkohle, wie sie gefördert wird, und ein Brikett sehr unterschiedlich. Briketts wird Braunkohlenteer zugesetzt, damit sie halten. Im diesem Teer ist vieles, was auch im Zigarettenteer nicht allzu gesund ist. Bei Naturbraunkohle hätte ich wenig bis keine Bedenken. Aber eine Senkung des pH Wertes wie bei Torf kann man nicht erwarten, da die Braunkohle, als es noch Bäume waren, nicht mühsam wie die Torfmoose die spärlichen Ionen aus dem Regenwasser gegen H+ austauschen musste, sondern im Boden aus dem Vollen schöpfen konnte. Übrigens werden in den Braunkohlekraftwerken noch unzersetzte Baumreste aussortiert, da sie in den Hammerwerken, die die Braunkohle vor der Verbrennung zerkleinern, stören würden. Man kann daran kommen, wenn man z.B. jemand von Rheinbraun kennt. Das ist dann wie Moorkienholz, nur größer, viiiel älter und es wirkt sehr dekorativ.

MfG.
Wolfgang
 
Moin Wolfgang,

erstmal vielem Dank für Deine Info!
Bleibt die Frage ob das zugesetzte Teer (damit der brikett auch hält) auch schädlich für Garnelen ist---- sprich was genau ist in diesem Teer? Würden Garnelen eher an diesen Teerinhalten sterben oder eher an Altersschwäche?
Die nächste Frage wäre, wo könnte man Naturbraunkohle in "brikettform" ordern?..... wenn man niemanden kennt aus der Umgebung ... ich bin ein echtes Nordlicht :)
Interessant wäre dann aber sicherlich der Zusatz vom Braunkohleteer.... wie schädlich wäre der am Ende? Werden eventuelle Gifte nur so lansam abgegeben das bei einem regelmäßigem Wasserwechseln keiner zu schaden kommt oder ist es eher tödlich solch einen Brikett ins Wasser/Becken zu legen. Gibt es sicherlich auch Unterschiede, ähnlich wie beim Torf für die "Torfkanone".
Aber was genau wird zugesetzt, und wie giftig ist dieses?

Wie kommt man denn an solche Baumreste die aussortiert werden? ;) Wenn Du da jemanden kennst ... gerne per PN..
 
nachtrag ...... eventuelle Gifte in solch einem Brikett.... könnte der Laie das mittels irgendwelchen Tröpfchentests ermitteln?
 
Hi

Aus diversen Teeren wurden schon tausende von Stoffen isoliert und nachgewiesen, ohne dass man bisher alle kennen würde. Die meisten von ihnen lösen sich kaum im Wasser. Unmittelbar tödlich giftige werden wohl nicht darunter sein, aber vielleicht welche mit Langzeitwirkung. Es würde auch genügen, wenn die Tiere in dem Becken dadurch weniger vital würden. Ich würde das Risiko nicht eingehen, zumal es keine zwingende Notwendigkeit für Briketts als Gestaltungselement gibt. Basalt oder Dachschiefer sind auch unter Wasser schwarz, aber 100%ig unbedenklich.

MfG.
Wolfgang
 
hi Wolfgang,

ja - ich habe nun erstmal 2 Testeimer bestückt. Mal sehen ob sich an den Wasserwerten etwas ändert. Wenn sich absolut gar nichts tut, gbts natürlich auch nicht zwingend einen Grund irgendetwas zu riskieren.
 
Also Braunkohlebriketts würde ich nicht versuchen da wie schon gesagt Teere mit drin sind.

Das merke ich beim Verbrennen im Ofen.

Wenn dieser nur leicht glüht dann stinkt der Brikett wie heißer Teer einfach nur eklig.

Von daher würde ich eine unbehandelte Kohle vorziehen ohne zugesetzten Teer.

Gruß Jörg
 
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