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Chemie im Aquarium

Gerd74

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Wohl bei keinem Thema in der Aquaristik scheiden sich die Geister mehr, als
wenn es um den Einsatz von Chemie im Becken geht.
Da gibt es einerseits die, welche fast jegliche Art von Chemie im Becken ablehnen
und auch in Foren unter fast jeden betroffenen Thread vor Einsatz von Chemie
warnen. Dann wären da noch die anderen, die wahllos alles ins Becken was einem
die Aquaristikindustrie so anbietet.

Stören tun mich vor allem so stark verallgemeinerte Aussagen, welche auch hier häufig zu lesen sind, wie bspw. "Wasseraufbereiter ist der größte Blödsinn, lass die Finger davon".
Sicher ist Wasseraufbereiter in vielen Fällen überflüssig, aber sobald ich lese, dass jemand bestimmte Probleme im Garnelen-Becken hat, und man hier Schwermetalle als Ursache nicht 100%ig ausschliessen kann (auf Kupfer sollen Garnelen ja bereits reagieren, wenn es mit unseren aquaristischen Testsets noch nicht einmal nachweisbar ist oder in entsprechend nachweisbarer Form vorliegt) kann man doch nicht von Wasseraufbereitern abraten. Hier wäre dieser dann doch tatsächlich hilfreich, und bei häufigeren Absaugen des Bodengrundes um die angelagerten Chelate wieder aus dem Becken zu befördern sogar eine Lösung auf längere Zeit.

Ein weiterer Streitpunkt sind die Bakterienstarter. Vor ca. 1-2 Jahren wurden Sie noch als totaler Blödsinn abgetan. Damals hatte ich mir zwei Komplettsets gekauft, diese nur mit dem gleichen Bodengrund, gleichen Filter und Heizung ausgestattet. Täglich (in etwa) die gleiche Menge Futter hinzugetan und Nitrit gemessen. Ein Becken mit Bakterienstarter und eins ohne. nach etwa 7 Tagen bekam ich im Becken ohne Bakterienstarter einen deutlichen Nitritpeak. Im Becken mit Bakterienstarter war am 3. Tag der Nitritwert minimalst erhöht (so grenzwertig, dass man Ihn als fast nicht nachweisbar abtun könnte). Am 4. tag schon wieder eindeutig nicht mehr nachweisbar.
Im anderen Becken ohne Bakterienstarter hielt er über 4 Tage an.

Streitpunkt pH. Oft sieht man Empfehlungen, den pH mittels CO2 zu drücken, häufig von Aquarianern, die ansonsten gegen Chemie im Becken wettern. Nun ist die pH Senkung mittels CO2 ja nichts anderes als ebenfalls wieder Chemie. Oft werden dazu CO2 Werte im Becken angestrebt, die in der Natur nicht mal annähernd so vorkommen würden. In der Natur dürfte CO2 im Wasser wohl nur in geringsten Mengen vorhanden sein, mißt man den Wert nicht gerade in irgendwelchen "Faulgruben". Ich könnte hier in keinem Gewässer in meiner Umgebung Werte über 5mg/l feststellen. Meist war CO2 gar nicht nachweisbar.
Häufig wird argumentiert, dass man ruhig mit CO2 in höheren Konzentrationen düngen/pH senken könne, da die Pflanzen im Becken ja auch mehr Sauerstoff produzieren würden, und des den Fischen dann natürlich nichts ausmachen würde. Das problem bei hoher CO2 Zugabe ist aber ein anderes. Bei hoher CO2 Konzentration im Beckenwasser kann das CO2, welches beim Stoffwechsel im Fisch entsteht, nicht mehr vernünftig über die Kiemen abgegeben werden. Der Fisch würde bei zu hohen CO2 Konzentrationen also Probleme mit der Sauerstoffversorgung bekommen auch wenn im Aquariumwasser selber genügend Sauerstoff zur Verfügung steht.

Ich könnte diese Liste jetzt ewig so weiterführen.

Heilerde - super,Wasseraufbereiter schlecht,Torfextrakt - schlecht,Torf super
Schwarzer Tee (ist ja auch natürlich, Koffein kommt ja auch in jedem natürlichem Wasser vor ;-) ... etc...
Spannend auch immer wie Knoblauchversuche gegen Planarien. Das ganze Becken wird zu einer Jauchegrube, die meisten Planarien überleben, nur um Chemie wie
Flubendazol zu vermeiden.

Bei den Wasserwerten ein weiteres Phänomen : Es werden die abwegigsten Dinge gemessen, Sauerstoffgehalt aber so gut wie nie ?!? Danach wird auch nur seltenst gefragt, wenn jemand Probleme mit seinen Garnelen hat. Auf pH KH GH wird dann aber ewig rumgeritten, auch wenn diese wohl nur in den wenigsten Fällen für tatsächlich akute Probleme verantwortlich sind.

Ich bin jetzt kein Verfechter der Chemie, ebenso kein "Natur Pur" Fanatiker, mich stören nur immer diese Verallgemeinerungen, besonders dann, wenn dadurch evtl. eine schnelle Rettung/Heilung der Garnelen/Fische etc. verhindert wird.
 
Hallo Gerd, da ich ja in gewisser Art und Weise doppelt mit dem Thema in Berührung komme, möchte ich mich auch mal etwas umfassender dazu äußern.

Tatsächlich stimme ich die in deiner Grundaussage, es wird zuviel verallgemeinert, absolut zu. Ich selbst führe das auf das allgemein schlechte Image des Berufsstandes/Industriezweiges Chemie zurück. Wer sich mal gefragt hat was die komische BASF Reklame zum unsichtbaren Beitrag einem sagen soll, dann wohl nur, das es ohne chemische Industrie nicht geht, man die Dinge die eigentlich von ihr kommen garnicht mehr wahrnimmt etc, im Aquarium ist es eigentlich genauso.

Aber, ich empfinde die Vielzahl an Mittelchen die von der Industrie bereitgestellt werden schon als etwas Merkwürdig und die Versprechungen die gemacht werden was sie alles können, naja ^^.
Wasseraufbereiter werden angepriesen als Mittel die das Wasser überhaupt erst Fischtauglich machen, pH+ & pH- sind super, CO²-Anlagen kosten ein unglaubliches Scheißgeld, denn damit kann auf dauer weniger verdienen usw.

Wenn man verstanden hat was einzelne Dinge bewirken, kann man sehr gut bestimmen wann es tatsächlich sinnvoll ist dieses oder jenes zu verwenden, das "Natur pur" Argument lasse ich mal unkommentiert stehen, aber ich persönlich finde H²O im Aquarium ist auch Chemie (die BASF lässt grüßen).
 
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