Hallo alle zusammen!
Ich wollte hier mal mein aktuelles Nashorngarnelen-Zuchtprojekt vorstellen.
Es fing alles damit an, dass ich ein Aquarium übrig hatte, und da mir C. gracilirostris sehr gut gefällt und ich Herausforderungen mag, hab ich mich entschlossen, es mal mit einem Brackwasseraquarium zu probieren, in dem sich die Tiere auch vermehren können sollen.
Über die Einrichtung und die Einfahrphase des Beckens hab ich im Aquarienschneckenforum schon einen ausführlichen Thread verfasst. Wer sich dafür interessiert, kann mal hier gucken: http://www.aquarienschnecken-forum.de/thread.php?threadid=6137
Deshalb hier nur ganz kurz die Eckdaten des Beckens!
Maße: 40 x 40 x 40 cm (Füllhöhe 35 cm)
Bruttovolumen: 56 L (bei 35 cm Füllhöhe)
Technik: Heizstab 50 W, keine Filterung oder Belüftung
Beleuchtung: 2 x 24 W Kompaktleuchtstoffröhren mit Tageslichtspektrum
Pflanzen: Sagittaria subulata (Kleines Pfeilkraut), Najas guadalupensis (Nixkraut), zwei Rhizophora mangle (Rote Mangrove), diverse Algen (alle produzieren sichtbar Sauerstoff)
Die Wasserwerte:
Nitrit: n.n.
Nitrat: ca. 10 mg/L
GH: nicht mehr messbar
KH: ca. 6
pH: ca. 7,5
Salinität: ca. 15 ppt (d.h. 15 Gramm Salz pro Liter; entspricht Aräometerwert 1010)
Temperatur: 27°C
Die wichtigsten Hinweise für die Herstellung der optimalen Parameter für die Larvalentwicklung habe ich dem Artikel von Werner Klotz in der aktuellen Caridina entnommen.
Ich gehe davon aus, dass auch die adulten Tiere bei diesen Bedingungen ihr Optimum haben.
Das Becken steht jetzt seit 08.06. und war bisher nur mit Turmdeckelschnecken (Thiara winteri) besetzt.
Letzten Mittwoch sind dann die ersten 12 Garnelen angekommen, die ich im Internet bestellt hatte.
Die Größe der Tiere lag zwischen 2,5 und 4 cm und alle waren noch gut gefärbt und aktiv, d.h. keine ist während des Transports gestorben. Zu meiner Freude war sogar ein Eier tragendes Weibchen dabei!
Bei der Umgewöhnung auf Brackwasser bin ich wie folgt vorgegangen:
Ich habe die Wassermenge im Transportbeutel bestimmt (es waren etwa zwei Liter), habe dann den Beutel ins Becken gelegt und geöffnet und während der nächsten 1,5 Stunden alle 10 Minuten 200 ml Brackwasser aus dem Becken in den Beutel gegeben.
Nach 1,5 Stunden waren dann ca. 4 Liter im Transportbeutel, woraufhin ich dem Beutel drei Liter entnahm und dann für weitere 1,5 Stunden alle 5 Minuten 200 ml Brackwasser zugab.
Wenn das Schwimmen der Tiere ein wenig hektisch wurde, habe ich auch schon mal 10 Minuten gewartet, bis ich neues Wasser zugegeben habe.
Anschließend habe ich den Beutel ins Becken entleert.
Alle Tiere haben diese Prozedur gut überstanden und machen bisher einen fitten und aktiven Eindruck. Außerdem habe ich auch schon Exuvien gefunden.
Leider habe ich heute feststellen müssen, dass eines der Tiere wohl aus dem Becken gesprungen und vertrocknet ist, was ich aufgrund des relativ niedrigen Wasserstandes schon bemerkenswert finde. Eventuell liegt es daran, dass die Tiere die Möglichkeit haben an den Mangroven sehr dicht unter der Wasseroberfläche zu sitzen, so dass die Gefahr besteht, dass sie aus dem Wasser springen, wenn sie sich erschrecken. Ich werde das weiter beobachten!
Ich konnte auch schon einige interessante Beobachtungen zum Verhalten machen:
Da ich die Tiere noch nie in artgerechter Umgebung gesehen hatte, konnte ich mir nicht genau vorstellen, was mit Angaben wie "schwimmt viel im freien Wasser" gemeint war, da andere Arten dies ja auch hin und wieder tun, aber schon beim Eingewöhnen haben sie im Beutel ein richtiges Wasserballett aufgeführt.
Die Tiere schweben mühelos längere Zeit im Wasser, können vorwärts und rückwärts (!) und mit dem Kopf nach unten und nach oben schwimmen, ein Schwimmverhalten, das ich noch bei keiner anderen Garnele gesehen habe.
Ich vermute auch, dass die Art deshalb ein so langes Rostrum hat, weil es beim Schwimmen dafür sorgt, dass die Tiere perfekt ausbalanciert sind und so ohne zusätzlichen Energieaufwand in jeder beliebigen Position schwimmen können.
Bei anderen Garnelen ist es ja eher so, dass sie, sobald sie aufhören mit den Pleopoden zu schlagen, nach hinten wegkippen.
Desweiteren halten sich die Tiere praktisch nur im hinteren Teil des Beckens auf, vor allem an den Wurzeln der Mangroven, und sitzen auch hier vorzugsweise mit dem Kopf nach unten. Der Boden wird bisher konsequent gemieden und auch das Futter, das ich am Mittwoch eingebracht hatte, musste ich einen Tag später entfernen, weil es praktisch unangetastet war. Der reichlich vorhandene Aufwuchs aus Algen und Mikroorganismen scheint - zumindest vorerst - leckerer zu sein...
Zu meiner Freude hat sich bereits am Donnerstag ein kleines Wunder ereignet:
Ich habe die ersten Larven durchs Wasser zucken sehen!
Ich weiß nicht, ob es einfach Zufall war oder ob das Umsetzen ins Brackwasser den Schlupf stimuliert hat, aber nach kurzem Suchen habe ich eine ganze Reihe von Larven entdeckt, die vor allem an der Frontscheibe und am Grund saßen, bzw. durchs freie Wasser schwebten. Ihre Größe betrug etwas über 1 mm.
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so bald Nachwuchs haben würde und freue mich deshalb umso mehr!
Ich habe mich entschlossen, erst einmal nicht zuzufüttern, weil ich sehr viel Plankton im Becken hab (das Wasser wimmelt nur so und ist leicht bräunlich-trüb ) und ausprobieren möchte, ob das für die Ernährung der Larven genügt.
Bisher jedenfalls sind immer noch etwa gleich viele Larven zu sehen wie vor zwei Tagen, die auch einen guten Eindruck machen, d.h. sich aktiv bewegen.
Seit die Larven da sind, ist das Wasser merklich klarer geworden, die Menge an Plankton, die sie dem Wasser entnehmen, scheint also nicht unerheblich zu sein und ich hoffe, es wird sich ein Gleichgewicht einstellen, bei dem immer noch genug Plankton zur Verfügung steht. Sollte es deutlich weniger werden, werde ich ggf. über eine zusätzliche Düngung mit N-P-K-Dünger nachdenken.
So, zum Abluss noch ein paar Bilder, die ich heute von dem zugegeben optisch nicht sehr attraktiven Becken gemacht habe:
Die Gesamtansicht:

Ein Nashorn beim "Weiden" auf den Mangrovenwurzeln (da sieht man gut wie trüb das Wasser ist):

Von der Seite:

Und von oben, ganz dicht unter der Wasseroberfläche:

Für Bilder von den Larven reicht meine Kamera leider nicht, aber ich werd versuchen, demnächst mal welche mit einer anderen Kamera zu machen, falls die Larven so lange durchhalten!
Wenn ihr noch irgendwelche Tipps, z.B. bezüglich Pflanzen, die ich benutzen könnte, habt, dann nur her damit und ansonsten hoffe ich, ihr drückt mir die Daumen, dass alles gut geht!
Liebe Grüße,
Dario
Ich wollte hier mal mein aktuelles Nashorngarnelen-Zuchtprojekt vorstellen.
Es fing alles damit an, dass ich ein Aquarium übrig hatte, und da mir C. gracilirostris sehr gut gefällt und ich Herausforderungen mag, hab ich mich entschlossen, es mal mit einem Brackwasseraquarium zu probieren, in dem sich die Tiere auch vermehren können sollen.
Über die Einrichtung und die Einfahrphase des Beckens hab ich im Aquarienschneckenforum schon einen ausführlichen Thread verfasst. Wer sich dafür interessiert, kann mal hier gucken: http://www.aquarienschnecken-forum.de/thread.php?threadid=6137
Deshalb hier nur ganz kurz die Eckdaten des Beckens!
Maße: 40 x 40 x 40 cm (Füllhöhe 35 cm)
Bruttovolumen: 56 L (bei 35 cm Füllhöhe)
Technik: Heizstab 50 W, keine Filterung oder Belüftung
Beleuchtung: 2 x 24 W Kompaktleuchtstoffröhren mit Tageslichtspektrum
Pflanzen: Sagittaria subulata (Kleines Pfeilkraut), Najas guadalupensis (Nixkraut), zwei Rhizophora mangle (Rote Mangrove), diverse Algen (alle produzieren sichtbar Sauerstoff)
Die Wasserwerte:
Nitrit: n.n.
Nitrat: ca. 10 mg/L
GH: nicht mehr messbar
KH: ca. 6
pH: ca. 7,5
Salinität: ca. 15 ppt (d.h. 15 Gramm Salz pro Liter; entspricht Aräometerwert 1010)
Temperatur: 27°C
Die wichtigsten Hinweise für die Herstellung der optimalen Parameter für die Larvalentwicklung habe ich dem Artikel von Werner Klotz in der aktuellen Caridina entnommen.
Ich gehe davon aus, dass auch die adulten Tiere bei diesen Bedingungen ihr Optimum haben.
Das Becken steht jetzt seit 08.06. und war bisher nur mit Turmdeckelschnecken (Thiara winteri) besetzt.
Letzten Mittwoch sind dann die ersten 12 Garnelen angekommen, die ich im Internet bestellt hatte.
Die Größe der Tiere lag zwischen 2,5 und 4 cm und alle waren noch gut gefärbt und aktiv, d.h. keine ist während des Transports gestorben. Zu meiner Freude war sogar ein Eier tragendes Weibchen dabei!
Bei der Umgewöhnung auf Brackwasser bin ich wie folgt vorgegangen:
Ich habe die Wassermenge im Transportbeutel bestimmt (es waren etwa zwei Liter), habe dann den Beutel ins Becken gelegt und geöffnet und während der nächsten 1,5 Stunden alle 10 Minuten 200 ml Brackwasser aus dem Becken in den Beutel gegeben.
Nach 1,5 Stunden waren dann ca. 4 Liter im Transportbeutel, woraufhin ich dem Beutel drei Liter entnahm und dann für weitere 1,5 Stunden alle 5 Minuten 200 ml Brackwasser zugab.
Wenn das Schwimmen der Tiere ein wenig hektisch wurde, habe ich auch schon mal 10 Minuten gewartet, bis ich neues Wasser zugegeben habe.
Anschließend habe ich den Beutel ins Becken entleert.
Alle Tiere haben diese Prozedur gut überstanden und machen bisher einen fitten und aktiven Eindruck. Außerdem habe ich auch schon Exuvien gefunden.
Leider habe ich heute feststellen müssen, dass eines der Tiere wohl aus dem Becken gesprungen und vertrocknet ist, was ich aufgrund des relativ niedrigen Wasserstandes schon bemerkenswert finde. Eventuell liegt es daran, dass die Tiere die Möglichkeit haben an den Mangroven sehr dicht unter der Wasseroberfläche zu sitzen, so dass die Gefahr besteht, dass sie aus dem Wasser springen, wenn sie sich erschrecken. Ich werde das weiter beobachten!
Ich konnte auch schon einige interessante Beobachtungen zum Verhalten machen:
Da ich die Tiere noch nie in artgerechter Umgebung gesehen hatte, konnte ich mir nicht genau vorstellen, was mit Angaben wie "schwimmt viel im freien Wasser" gemeint war, da andere Arten dies ja auch hin und wieder tun, aber schon beim Eingewöhnen haben sie im Beutel ein richtiges Wasserballett aufgeführt.
Die Tiere schweben mühelos längere Zeit im Wasser, können vorwärts und rückwärts (!) und mit dem Kopf nach unten und nach oben schwimmen, ein Schwimmverhalten, das ich noch bei keiner anderen Garnele gesehen habe.
Ich vermute auch, dass die Art deshalb ein so langes Rostrum hat, weil es beim Schwimmen dafür sorgt, dass die Tiere perfekt ausbalanciert sind und so ohne zusätzlichen Energieaufwand in jeder beliebigen Position schwimmen können.
Bei anderen Garnelen ist es ja eher so, dass sie, sobald sie aufhören mit den Pleopoden zu schlagen, nach hinten wegkippen.
Desweiteren halten sich die Tiere praktisch nur im hinteren Teil des Beckens auf, vor allem an den Wurzeln der Mangroven, und sitzen auch hier vorzugsweise mit dem Kopf nach unten. Der Boden wird bisher konsequent gemieden und auch das Futter, das ich am Mittwoch eingebracht hatte, musste ich einen Tag später entfernen, weil es praktisch unangetastet war. Der reichlich vorhandene Aufwuchs aus Algen und Mikroorganismen scheint - zumindest vorerst - leckerer zu sein...
Zu meiner Freude hat sich bereits am Donnerstag ein kleines Wunder ereignet:
Ich habe die ersten Larven durchs Wasser zucken sehen!

Ich weiß nicht, ob es einfach Zufall war oder ob das Umsetzen ins Brackwasser den Schlupf stimuliert hat, aber nach kurzem Suchen habe ich eine ganze Reihe von Larven entdeckt, die vor allem an der Frontscheibe und am Grund saßen, bzw. durchs freie Wasser schwebten. Ihre Größe betrug etwas über 1 mm.
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so bald Nachwuchs haben würde und freue mich deshalb umso mehr!

Ich habe mich entschlossen, erst einmal nicht zuzufüttern, weil ich sehr viel Plankton im Becken hab (das Wasser wimmelt nur so und ist leicht bräunlich-trüb ) und ausprobieren möchte, ob das für die Ernährung der Larven genügt.
Bisher jedenfalls sind immer noch etwa gleich viele Larven zu sehen wie vor zwei Tagen, die auch einen guten Eindruck machen, d.h. sich aktiv bewegen.
Seit die Larven da sind, ist das Wasser merklich klarer geworden, die Menge an Plankton, die sie dem Wasser entnehmen, scheint also nicht unerheblich zu sein und ich hoffe, es wird sich ein Gleichgewicht einstellen, bei dem immer noch genug Plankton zur Verfügung steht. Sollte es deutlich weniger werden, werde ich ggf. über eine zusätzliche Düngung mit N-P-K-Dünger nachdenken.
So, zum Abluss noch ein paar Bilder, die ich heute von dem zugegeben optisch nicht sehr attraktiven Becken gemacht habe:
Die Gesamtansicht:

Ein Nashorn beim "Weiden" auf den Mangrovenwurzeln (da sieht man gut wie trüb das Wasser ist):

Von der Seite:

Und von oben, ganz dicht unter der Wasseroberfläche:

Für Bilder von den Larven reicht meine Kamera leider nicht, aber ich werd versuchen, demnächst mal welche mit einer anderen Kamera zu machen, falls die Larven so lange durchhalten!
Wenn ihr noch irgendwelche Tipps, z.B. bezüglich Pflanzen, die ich benutzen könnte, habt, dann nur her damit und ansonsten hoffe ich, ihr drückt mir die Daumen, dass alles gut geht!
Liebe Grüße,
Dario